Die US-Notenbank Fed dürfte ihre Geldpolitik in den kommenden Monaten weiter straffen. Das könnte die Lage in den Schwellenländern verschärfen, sagt Benjamin Melman, Leiter Asset Allocation und Sovereign Debt bei Edmond de Rothschild Asset Management (EdRAM). Zwar haben viele aufstrebende Länder in den vergangenen Jahren ihre Haushalte in Ordnung gebracht. Volatilitätsspitzen wie beim sogenannten Taper Tantrum im Jahr 2013 erwartet Melman deshalb nicht. "Nicht ausgeschlossen ist jedoch die Möglichkeit einer klassischen Krise in den Schwellenländern", warnt der Anlageprofi.

Argentinien und die Türkei sind für den EdRAM-Experten warnende Beispiele. Zwar haben die dortigen Turbulenzen lokale Ursachen. Trotzdem sollten Anleger weder die Türkei noch Argentinien isoliert betrachten, so Melman. "Diese beiden sehr unterschiedlichen Länder haben ein gemeinsames Merkmal, nämlich ihr großes Leistungsbilanzdefizit, das die immanente Schwäche von Schwellenländern verdeutlicht. Im Kontext der geldpolitischen Straffung in den USA und dem Erstarken des US-Dollars stehen die Schwellenländer mit den größten Ungleichgewichten an vorderster Front."

Keine Rettung aus Fernost
China ist momentan nicht dazu geeignet, das Vertrauen der Investoren in die Emerging Markets zu stärken. Das Wachstum im Reich der Mitte verlangsamt sich weiter, trotz Gegenmaßnahmen der Regierung in Peking. Die aktuelle Wachstumsschwäche ist zum einen das Ergebnis früherer Schritte zur Reduzierung des Kreditwachstums, erklärt Melman. Zum anderen resultiert die Verlangsamung aus dem Handelskonflikt mit den USA. "Wir erwarten keinen Einbruch der chinesischen Wirtschaft", sagt der Experte. "Jedoch können wir die Bedenken der Märkte nicht komplett ausräumen." (fp)