Die Inflationsraten in den Industrieländern ziehen an, besonders stark ist der Preisanstieg in den USA. Die Verbraucherpreise kletterten dort im Mai auf fünf Prozent, die höchste jährliche Rate seit fast 13 Jahren. Auch die Erzeugerpreise legten um 6,6 Prozent zu. Viele Anleger macht das nervös – im Gegenteil zu anderen Beobachtern. So hält die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) den starken Anstieg der Inflationsrate für ein vorübergehendes Phänomen. Mohamed El-Erian hingegen, Chef-Wirtschaftsberater der Versicherung Allianz, steht dem Ganzen kritischer gegenüber. "Jeden Tag sehe ich Beweise dafür, dass die Inflation nicht vorübergehend ist", äußerte er laut dem Portal "finanzen.net" gegenüber dem Fernsehsender "CNBC". 

Der Marktexperte äußert Bedenken, dass die Fed in einen fatalen Rückstand geraten könnte, den sie dann erst wieder hektisch beseitigen muss. "Die Geschichte macht einen sehr unruhig, wenn man in einer Welt landet, in der die Fed aufholen muss", sagt El-Erian. Er geht von schwerwiegenden Folgen aus, sollte die Zentralbank nicht rechtzeitig zur Tat schreiten. Gegebenenfalls müssten die Währungshüter ihre Geldpolitik ruckartig anpassen und früher als geplant die Zinsen anheben. Aktuell will die Fed den Leitzins in zwei Schritten bis zum Jahr 2023 erhöhen. "Wenn man sich die Zahlen zur Inflation tatsächlich ansehen würde, würde man anfangen, ernsthafte Zweifel daran zu haben, wie vergänglich die Inflation ist", betont Marktexperte El-Erian.
 
Vorübergehendes Ungleichgewicht
Solange die Fed an ihrer Überzeugung festhalte, es handle sich bei der Inflation um ein vorübergehendes Phänomen, würde genau diese Überzeugung für die Märkte zählen. Ein Großteil der Preisanstiege trat zuletzt in Branchen auf, die für die Erholung der US-amerikanischen Wirtschaft von enormer Wichtigkeit sind, berichtet "finanzen.net". Dazu gehören die Preise für Gebrauchtwagen, Flugreisen und Hotelübernachtungen. Die Fed begründet die Anstiege mit einem vorübergehenden Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage. (fp)