Viele Faktoren entscheiden darüber, welche Fonds die Morningstar-Analysten qualitativ statt rein quantitativ bewerten, erklärt Ali Masarwah, Chefredakteur des Analysehauses. Dazu zählt unter anderem die Relevanz eines Fonds für einen Markt und die internationale Verbreitung der Strategie. "Wir haben nicht den Anspruch und auch nicht die Ressourcen, den gesamten Fondsmarkt mit unseren Analyst Ratings abzudecken", stellt Masarwah klar.

Dass viele Fonds-Ratings auffallend positiv sind, obwohl Morningstar in seinen Performance-Studien selber immer wieder feststellt, dass nur eine Handvoll Portfolios ihre Benchmarks dauerhaft übertreffen, weckt bei manchem Anleger einen bösen Verdacht: "Ist ja auch kein Wunder, wenn man bedenkt, wer die Ratings bezahlt“ – mit dieser Unterstellung würden die hauseigenen Analysten immer wieder konfrontiert. "Hier kommt mein großer Auftritt", schildert Masarwah.

Keine Gefälligkeitsgutachten
In Wahrheit mandatiere kein Asset Manager Morningstar mit der Erstellung von Ratings, und "wir werden für die Erstellung unserer Ratings nicht von den Produktanbietern bezahlt, sondern von den Investoren, welche diese Ratings nutzen", stellt Masarwah klar. Ziel der Analyst Ratings sei es, vielversprechende Strategien zu identifizieren, die Investoren einen Mehrwert bringen dürften.

Laut Masarwah ist das auch der Grund dafür, dass es weit mehr positive Ratings gibt als negative. "Diese Begrenzung auf relativ wenige Fonds ist natürlich für Berater und Anleger unschön, denn sie wollen einen qualitativen Überblick über den gesamten Fondsmarkt gewinnen", sagt Masarwah. Um die Lücke zu schließen, hat Morningstar ein quantitatives Modell entwickelt, dass die Entscheidungsprozesse der Analysten repliziert und das seit wenigen Wochen "live" ist.

Nur 23 Prozent haben ein positives Rating 
Bei den sogenannten Morningstar Quantitative Ratings (MQR) fällt die Verteilung der Rating-Stufen grundsätzlich anders aus als bei den Morningstar Analyst Ratings: "Von den 24.945 bewerteten Fonds verfügen nur 23 Prozent über ein positives Rating der drei Stufen 'Gold', 'Silver' oder 'Bronze'", erklärt Masarwah. Zwar sind die meisten positiven Ratings im Bronze-Bereich verortet, wie auch beim Analyst Rating. Während bei Letzterem allerdings 42 Prozent der bewerteten Fonds "Bronze" erhalten, sind es beim MQR nur elf Prozent. (fp)