Manager von Nachhaltigkeitsfonds investieren gerne in Technologiefirmen. IT-Aktien sind eine der größten Positionen in vielen ESG-Fonds. Die Geschäftsmodelle von Technologieunternehmen sind aber nicht immer so sauber, wie Anleger denken, warnen Louise Piffaut und Charles Devereux, ESG-Analysten bei Aviva Investors. Investoren sollten genau hinschauen und vor unethischen und nicht nachhaltigen Praktiken in der Tech-Branche nicht die Augen verschließen.

Ein Videocall verursacht zwar weniger CO2 als eine Geschäftsreise. Datennutzung ist aber alles andere als klimaneutral. Einer Studie zufolge könnte der Anteil des Informations- und Kommunikationstechnologiesektors an den globalen Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2040 auf satte 14 Prozent steigen. Zwar bemühen sich Tech-Riesen wie Alphabet und Microsoft, ihre Rechenzentren mit erneuerbaren Energien zu betreiben, berichten die Analysten. Diese Bemühungen reichen ihrer Einschätzung nach aber nicht aus, zumal das Geschäft der Unternehmen floriert, ohne dass die Nutzung regenerativer Energiequellen entsprechend zunimmt.

Erfahrene Steuerflüchtlinge
Beim "S" in ESG tun sich zahlreiche Tech-Riesen durch Steuervermeidungsbemühungen negativ hervor. "Viele multinationale Unternehmen nutzen Unstimmigkeiten im internationalen Recht aus, um ihre Steuerschuld in Ländern mit niedrigeren Steuersätzen abzugelten. Hier gehören Technologieunternehmen zu den schlimmsten Übeltätern", kritisieren die Aviva-Analysten. Ziel von Nachhaltigkeitsinvestments solle es aber sein, Unternehmen zu belohnen, die dem Gemeinwohl dienen.

Auch bei der Unternehmensführung haben Tech-Firmen oft Nachholbedarf. "Viele Unternehmen verfügen über sogenannte Zwei-Klassen-Aktienstrukturen, die es den Gründern dieser Unternehmen ermöglichen, ein erhebliches Maß an Kontrolle zu behalten. So haben beispielsweise Mark Zuckerberg von Facebook und die Alphabet-Gründer Larry Page und Sergey Brin die Mehrheit der Stimmrechte", erklären Piffaut und Devereux. Den Analysten geht es nach eigener Aussage nicht darum, ESG-Anlegern Tech-Firmen madig zu machen. Investoren sollten aber die blinden Flecken der Unternehmen kennen und womöglich mit ihnen zusammen daran arbeiten, sie zu beseitigen. (fp)