Theresa May hat ein Problem: Ihr Brexit-Deal muss noch vom britischen Parlament genehmigt werden, und es sieht derzeit nicht danach aus, als würde das gelingen. Sogar der britische Finanzminister hat sich dahingehend geäußert, dass Großbritannien als EU-Mitglied besser dran wäre, sagt Ethenea-Portfoliomanager Guido Barthels. Ob sich der Brexit noch rückgängig machen lässt, ist allerdings unklar. Diese Frage klärt derzeit der Europäische Gerichtshof (EuGH).

Investoren scheinen die Möglichkeit eines Exits vom Brexit jedenfalls nicht ernsthaft in Betracht zu ziehen. Darauf deuten die Prämien für Kreditausfallversicherungen hin. "Mehr Sorge scheint der Markt im Bereich der längerfristigen Inflation zu entwickeln", so Barthels. Der Renditeunterschied zwischen 30- und 10-jährigen britischen Staatsanleihen ist zuletzt deutlich gestiegen. Offenbar glaubt kaum jemand, dass Mays Deal die Zustimmung des Parlaments findet, urteilt Barthels.

Eine Insel hält den Atem an
Das britische Pfund zeigt sich trotz der allgemeinen Unsicherheit stabil. Die Immobilienpreise im Vereinigten Königreich haben sich zwar abgekühlt, scheinen aber nur im Londoner Raum tatsächlich stärker nachzugeben. "Der Londoner Häusermarkt hat nach Jahren des zweistelligen Wachstums vielleicht auch mal eine Abkühlung verdient, ohne dass man in Panik verfallen sollte", gibt der Ethenea-Manager zu bedenken.

Beim Extremszenario eines ungeordneten Brexit rechnet die Bank of England mit einem Einbruch der britischen Wirtschaftsleistung um acht Prozent im ersten Jahr. Zugleich geht sie davon aus, dass die Hauspreise um 30 Prozent fallen, die Preise von Geschäftsimmobilien sogar um 50 Prozent. Das Pfund würde laut Prognose der britischen Notenbank 25 Prozent an Wert verlieren, bei 6,5 Prozent Inflation. "Man kann nur hoffen, dass es nicht so kommt", sagt Barthels. (fp)