Aktien von Wachstumsunternehmen sind zuletzt mit geradezu rasantem Tempo an Value-Titeln vorbeigezogen. Christian Schmitt, Anlagestratege beim Fondsanbieter Ethenea, sieht darin weniger fundamentale Gründe als vielmehr das Ergebnis zunehmender Hypes: "Einer der Hauptgründe für die im Vergleich schlechte Performance von Value-Aktien sind die sogenannten Einhörner, also junge Start-ups, die zwar noch nicht an der Börse gelistet sind, aber von Investoren bereits mit mehr als einer Milliarde US-Dollar bewertet werden", sagt er.

Vor zehn Jahren gab es nur eine Handvoll solcher Hoffnungsfirmen, mittlerweile liegt ihre Zahl bei 500 und darüber. Damit sei "eine wahre Einhornplage entstanden", sagt der Anlageprofi. Das Problem: Die Jungunternehmen verfolgen eine Strategie, bei der das Umsatzwachstum oberste Priorität hat und alles andere diesem Ziel untergeordnet wird. "Die Profitabilität spielt einstweilen keine Rolle und wird teilweise über Jahrzehnte hinweg der Eroberung globaler Märkte untergeordnet."

Ende des Trends nicht absehbar
Dieses Geschäftsgebahren hat erheblichen Einfluss auf vorherrschende Mechanismen. Andere Unternehmen könnten im Wettbewerb mit den Einhörnern kaum bestehen, wenn diese selbst keine Gewinnabsichten haben, ist der Anlageprofi überzeugt. Die strukturelle Marktverzerrung, die mit den Einhörnern einhergehe, sei immens und treffe vor allem die Geschäftsmodelle heutiger Value-Aktien. Wie lange Investoren noch bereit sind, unprofitables Wachstum derart in der Breite zu finanzieren, ist offen. "Bislang ist ein Ende des Trends nicht absehbar – es fließen immer noch dreistellige Milliardenbeträge in dieses Segment", sagt Schmitt. (fp)