Guten Gewissens Geld anlegen, auch an der Börse, muss kein Widerspruch in sich sein: Das behaupten Anbieter spezieller Nachhaltigkeits-Portfolios gerne und häufig. Auf soziale und ethische Auswahlkriterien zu achten, bedeute keinen Malus beim Investmenterfolg – im Gegenteil: Vielfach seien sogar Mehrerträge gegenüber herkömmlichen Strategien zu erwarten, heißt es. Entsprechend groß ist derzeit das Interesse aufseiten professioneller und privater Renditesucher. Das aber könnte nun einen Dämpfer erleiden, denn Norwegens Staatsfonds macht die schöne These von der "ethischen Überrendite" zumindest in Teilen zunichte

Seit einiger Zeit wird dessen CEO Yngve Slyngstad nicht müde, die Vorteile des "sauberen" Investierens öffentlichkeitswirksam darzulegen. Auf sein Geheiß hin vergibt der Fonds seit dem vergangenem Jahr kein Geld mehr an Unternehmen, die Menschen "das Leben kosten". Kategorisch ausgeschlossen sind demnach Kohle-, Tabak- und Waffenproduzenten, aber auch Unternehmen, deren Geschäftsgebahren gesellschaftlich Anlass zu Kritik gibt. Dazu zählen Verstöße gegen Menschenrechte, eine schwere Schädigung der Umwelt oder Korruption. 

Bislang wird der immerhin 855 Milliarden US-Dollar schwere Sovereign Wealth Fund von der Norges Bank Investment Management (NBIM) gemanagt. Und deren neuester Rechenschaftsbericht hat es in sich: Er zeigt nämlich, dass allein der Totalverzicht auf Anteile von Tabak- und Waffenproduzenten den Aktienertrag um 1,9 Prozentpunkte gegenüber dem Vergleichsmaßstab, dem FTSE Global All Cap Index, schmälerte. Der Ausschluss von Minengesellschaften, so sie in ihrem Verhalten gegen ethische Grundlagen verstießen, fiel dagegen nur geringfügig ins Gewicht. Der Ausschluss von Kohleproduzenten hingegen brachte sogar ein relatives Performance-Plus von 0,78 Prozentpunkten.

Angedachte Neuaufstellung
Dennoch scheint der Unmut über Slyngstads "Saubermann"-Strategie zuzunehmen. So soll in Zukunft der staatliche Pensionsfonds unabhängig von der Zentralbank Norwegens gemanagt werden, lautet der Vorschlag einer Regierungskommission, die die Norges Bank und das norwegische Geldsystem einer Überprüfung unterzogen hatte.

Ob dieser beschriebene Performancenachteil in die Beurteilung einfloss und etwas mit dem Urteil der Kommission zu tun hat, ist zwar nicht bekannt, darf aber vermutet werden. Eines zumindest zeigt der Vorgang gewiss: Nämlich, dass die – aus welchen Motiven heraus auch immer – vorgenommenen Einschränkungen des Investmentuniversums die Freiheitsgrade und damit die Performance-Chancen einschränken. Oder anders gesagt: Mit der Anlagepolitik "richtige" Politik machen zu wollen, kann unter Umständen eben doch Rendite kosten. (kb/ps)