"Vom 6. bis 9. Juni finden die Wahlen zum Europäischen Parlament statt. Wie in diesen Tagen in Europa üblich, wird viel über den Vormarsch der 'rechtsextremen' Populisten gesprochen, was bei den traditionellen Parteien der Mitte für viel Unruhe sorgt. Das meiste davon ist soziologischer Natur und liegt außerhalb des Einflussbereichs der Märkte", beschreibt Thomas Grüner, Gründer und Vice Chairman des Vermögensverwalters Grüner Fisher Investments, die Ausgangslage in Europa. 

Dennoch führe diese Situation zu einer hohen Unsicherheit, da sich marktrelevante Veränderungen ergeben werden. Beispielsweise könnten Grüner zufolge Maßnahmen wie der Green Deal – ein umfangreiches Paket von Subventionen und Zielen für erneuerbare Energien – in Frage gestellt werden. Hier kann der Experte aber beruhigen: Umfragen deuten darauf hin, dass sich trotz Protestwähler, die eher für kleinere Parteien an beiden Enden des ideologischen Spektrums stimmen, nichts daran ändern werde, dass die großen zentristischen Fraktionen eine Einheitsregierung bilden und die Tagesordnung bestimmen werden. 

Green Deal bleibt
Das bedeute wiederum, dass der Green Deal und andere Punkte – ob man sie nun wunderbar für Aktien oder für Fehlinvestitionen halte – wahrscheinlich intakt blieben. "Je mehr ein Status quo verlängert wird, den Unternehmen kennen, desto mehr wird es ihnen ermöglicht, vorausschauend zu planen und zu investieren, so dass die Wirtschaft und die Märkte brummen, während die Politiker im Hintergrund streiten", schreibt Grüner. 

Dagegen werden die US-Wahlen Ende des Jahres nach Ansicht von Grüner mit einer Menge Lärm einhergehen und Anleger tendenziell verunsichern. Im übergeordneten Blickwinkel sei es jedoch ebenso unwahrscheinlich, dass sich der Status quo tiefgreifend verändert und die Märkte von einem 'politischen Erdbeben' getroffen werden würden. 

Eingeschränktes Überraschungspotenzial
"Ein politischer Erdrutschsieg ist jedoch unwahrscheinlich und so wird das ausgeglichene Bild in den USA fortbestehen, welches bereits in der aktuellen Legislaturperiode für einen ausgeprägten politischen Stillstand gesorgt hat", so Grüners Einschätzung. Zudem würden sich mit Donald Trump und Joe Biden zwei Kandidaten gegenüberstehen, die bereits je eine Amtszeit als US-Präsident hinter sich haben, was das Überraschungspotenzial für die Märkte einschränke.

"Wahlen können für Unsicherheit an den Aktienmärkten sorgen, diese haben jedoch längst bewiesen, dass sie sich konsequent darüber hinwegsetzen. Wahlergebnisse schaffen Klarheit und die schwindende Unsicherheit verleiht den Aktienmärkten tendenziell Rückenwind. Politische Pattsituationen schaffen eine vorteilhafte Situation, da sie das legislative Risiko gering halten", fasst Grüner zusammen. Unter diesem Stern würden die Ereignisse im Wahljahr 2024 stehen – und das sei tendenziell positiv für die Aktienmärkte. (fp)