Anfang Dezember hat China das sogenannte Stock-Connect-Programm für die Börsen Shenzhen und Hongkong gestartet. Es ermöglicht ausländischen Anlegern, in Aktien zu investieren, die an der Börse in Shenzhen notiert sind. Zusammen mit dem schon länger bestehenden Shanghai-Hongkong-Stock-Connect-Programm eröffnet das Programm ausländischen Investoren Zugang zu rund 1.500 chinesischen Aktien, berichtet der Fondsanbieter Comgest.

Indexanbieter dürften bald auf diese Entwicklung reagieren und chinesischen Aktien ein größeres Gewicht in ihren Marktbarometern zugestehen. Im breiten Schwellenländer-Aktienindex von MSCI dürfte China künftig ein Gewicht von 40 Prozent haben, hat MSCI errechnet. Im Asien-Index dürfte Chinas Gewicht sogar auf 55 Prozent steigen, falls jeder chinesische Binnenmarkt in vollem Umfang berücksichtigt wird.

Länderrisiko nimmt zu
Das Problem: Sollte China in Schwellenländer-Indizes tatsächlich ein solches Schwergewicht werden, drohen Klumpenrisiken. "Das Länderrisiko ist einer der wichtigsten Faktoren in einem globalen Schwellenmarktportfolio", sagt Mathieu Nègre, Leiter des Bereichs globale Schwellenländeraktien beim Fondsanbieter Union Bancaire Privée. Nimmt ein Land eine extrem starke Stellung ein, leidet die Diversifizierung, das Länderrisiko wächst.

Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wird in Zukunft unweigerlich eine stärkere Position in Emerging-Markets-Portfolios einnehmen. "Doch es ist wahrscheinlich, dass China zu groß wird, um eine zu seiner Bedeutung proportionale Gewichtung vorzunehmen", sagt Nègre. Er schlägt als Lösung einen Ansatz vor, der bereits erprobt ist: Wenn Anleger in asiatische Aktien investieren, lassen sie Japan meist außen vor und investieren getrennt in japanische Aktien. "Es wäre naheliegend, den gleichen Ansatz auf China anzuwenden", sagt der Aktienexperte. (fp)