Die Europäische Zentralbank hat ein Problem: Die Sparfreude in der Eurozone ist derart groß, dass die Ausweitung der Geldmenge die Inflationsrate einfach nicht antreiben will. Einige Ökonomen und Politiker fordern deshalb, dass die Zentralbank so lange so viel Geld auf die Konten der Bürger bucht, bis ihnen die Lust am Sparen vergeht und die Preise zu steigen beginnen. "Helikoptergeld" heißt dieses Konzept, das vor allem von sparsamen Nationen wie Deutschland rigoros abgelehnt wird – und deshalb wenig Chancen auf Erfolg hat, sagt Vermögensprofi Georg von Wallwitz.

Die Krise müsste sich schon erheblich vertiefen, damit es zu einer derart radikalen Lösung kommt. Unvorstellbar sei das nicht, sagt der Vermögensprofi. Die Anleihemärkte hätten im August laut und deutlich eine Rezession angekündigt. Zudem gäbe es kaum Anzeichen, dass sich der Handelskonflikt zum Guten wendet. Hinzu kommt: Die globale Industrieproduktion lahmt. Selbst in China liegt die Automobilproduktion rund 12 Prozent unterhalb des Vorjahresniveaus.

Widerstände sind zu groß
Helikoptergeld dürfte dennoch eine fixe Idee bleiben, ist der Vermögensprofi überzeugt. "Die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB innerhalb der nächsten fünf Jahre zu derart drastischen Maßnahmen greift, ist etwa so hoch wie das Erscheinen eines grünen Ritters an der Tafelrunde", sagt von Wallwitz und bezieht sich damit auf eine alte, mittelenglische Sage von einem unsterblichen Ritter. Die Widerstände gegen ein derart unerprobtes Mittel sind aus seiner Sicht schlicht zu groß. "Bevor sich die Europäer dem Thema widmen, müssten die Amerikaner oder Japaner vorangehen und für uns Erfahrungen sammeln", sagt der Anlageprofi. Solange dort keine Bewegung sei, könne man das Thema getrost ignorieren. (fp)