Mario Draghi wirkte entspannt – und will trotz kritischer Stimmen aus Deutschland am ultra-lockeren Kurs inklusive Minizinsen keine Abstriche machen. Das stellte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstagnachmittag klar. "Niedrige Raten sind jetzt erforderlich, um in der Zukunft höhere zu haben", sagte er laut einem Reuters-Bericht vor Journalisten in Frankfurt.

Die konjunkturelle Erholung der Euro-Zone liege im Interesse aller – auch Deutschlands. Wenn sie sich verfestige, würden auch die Zinsen wieder steigen. Es gebe zwar Anzeichen für eine etwas stärkere Erholung der Weltwirtschaft, so Draghi. Doch sei ein "sehr erhebliches Ausmaß an geldpolitischer Unterstützung" für den Währungsraum noch immer notwendig." Grund: In der Euro-Zone werde das Wirtschaftswachstum durch fehlende Strukturreformen gebremst.

Die Rufe aus Deutschland nach einem Ende der ultra-lockeren Geldpolitik waren zuletzt wieder lauter geworden. So hatte unter anderem Ifo-Präsident Clemens Fuest gefordert, die EZB solle ihre Anleihekäufe ab April monatlich um zehn Milliarden Euro reduzieren, da ein solcher "sanfter Ausstieg" keine Verwerfungen an den Kapitalmärkten verursache.

Anlass zur Kritik bot die zuletzt wieder stark anziehende Inflation in der Euro-Zone, die im Dezember deutlich auf 1,1 Prozent geklettert war. Draghi indes bekräftigte jetzt, dass die Anleihenkäufe bis mindestens Ende 2017 weitergeführt werden sollen, da er noch keine Anzeichen für einen Aufwärtstrend der Kerninflation – also ohne Einrechnung der Preise für Lebensmittel und Energierohstoffe – erkennen könne. (ps)