Die EZB hat die Überarbeitung ihrer Instrumente für die Bilanznormalisierung Ende 2022 auf den Weg gebracht, nachdem sie mit den ersten Zinserhöhungen begonnen hatte und klar wurde, dass sie auch ihre aufgeblähte Bilanz verkürzen wird müssen. Die Änderungen "tragen dem tiefgreifenden Wandel Rechnung, der sich in den letzten Jahren im Finanzsystem und in der Geldpolitik vollzogen hat", erklärte Präsidentin Christine Lagarde. 

Die wichtigsten Änderungen:

  • Formalisierung des Systems der Zinsuntergrenze, bei dem der Einlagensatz – der niedrigste der drei Leitzinsen der EZB – der wichtigste Hebel für die kurzfristigen Zinsen ist.
  • Bestehende Anleihebestände werden weiter abgewickelt, aber die EZB wird über ein neues strukturelles Portfolio Liquidität bereitstellen.
  • Refinanzierungsgeschäfte – bei denen die Banken entscheiden, wie viel Bargeld sie abfragen – spielen eine zentrale Rolle in der Liquiditätsversorgung.
  • Der Abstand zwischen Einlagensatz und dem Hauptrefinanzierungssatz soll am 18. September von derzeit 50 auf 15 Basispunkte verringert werden.
  • Dies wird durch eine Senkung des Hauptrefinanzierungssatzes um 35 Basispunkte erreicht.
  • Die Mindestreserveanforderung für Banken bleibt bei einem Prozent, kann aber im weiteren Verlauf noch angepasst werden.

Der neue geldpolitische Rahmen entspricht laut Commerzbank den Erwartungen und dürfte nur geringe Auswirkungen auf die Märkte haben. Der EZB-Rat habe sich nur für die unkomplizierten Kompromisse entschieden, sagte Michael Leister, der die Zinsstrategie der Bank leitet. Auswirkungen auf die Spreads seien kaum zu erwarten. (mb/Bloomberg)