Die Notenbanker hätten Fortschritte im Kampf gegen die Inflation gemacht, sagte Yannis Stournaras in einem Interview mit der Finanzpublikation "Platow". Die nachlassende Wirtschaftsdynamik, die sich in den jüngsten Daten zeige, werde den Preisdruck wahrscheinlich stärker als erwartet dämpfen, und die Risiken für den Inflationsausblick seien nun ausgewogen, so der griechische Zentralbankchef.

"Ich gehe immer noch von zwei Zinssenkungen in diesem Jahr aus, wenn die Disinflation wie erwartet voranschreitet", so Stournaras in dem am Donnerstag (1.8.) veröffentlichten Interview. "Wir sind da auf einem guten Weg. Außerdem ist das Wachstum schwächer als erwartet, was ebenfalls für Zinssenkungen spricht."

Auf die Frage, ob es im September zu einer weiteren Zinssenkung kommen werde, sagte Stournaras lediglich, die Entscheidung werde von den Daten abhängen, wobei "alle vorhandenen Informationen" berücksichtigt würden.

"Weg bleibt holprig in einem Umfeld großer Unsicherheit"
Eine Reihe von Wirtschaftsdaten lieferte diese Woche gemischte Signale für die Währungshüter. Angesichts der unerwarteten erneuten Schrumpfung in Deutschland fiel das Wachstum im zweiten Quartal etwas schwächer aus, als die EZB im Juni prognostiziert hatte. Die Inflation hat sich im vergangenen Monat beschleunigt, und die Kerninflation, bei der die volatilen Komponenten herausgerechnet werden, blieb stabil.

"Unsere Projektionen gehen davon aus, dass die Inflation reibungslos und schnell zurückgeht. Aber der Weg bleibt holprig in einem Umfeld großer Unsicherheit", sagte Stournaras. Der Juli-Wert "von 2,6 Prozent passt in dieses Bild und ist im Einklang mit unseren Projektionen".

Risiko, dass Teuerung mittelfristig unter zwei Prozent fällt
Ein Nowcast von "Bloomberg Economics" lässt eine Verlangsamung auf 2,2 Prozent im August erwarten. Stournaras sagte, es bestehe sogar das Risiko, dass die Teuerung mittelfristig unter zwei Prozent falle, und dass die Ratsmitglieder gleichermaßen besorgt sein sollten, "sowohl was die Überschreitung als auch was die Unterschreitung des Inflationsziels betrifft".

Aktuell legen die Zentralbanker ihr größten Augenmerk auf den Dienstleistungssektor. Sie befürchten, dass starke Lohnerhöhungen zu einer hartnäckigen Inflation führen werden. Stournaras sagte, dass diese Faktoren "erst spät" auf die sinkende Inflation reagieren.

"Daher kann es irreführend sein, den aktuellen Daten zu viel Gewicht einzuräumen", so der griechische Ökonom. "Vorausschauende Indikatoren deuten aber auf einen Rückgang des Lohnwachstums 2025 hin." (mb/Bloomberg)