Robert Holzmann, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) und Mitglied im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB), warnt davor, die Zähigkeit der aktuellen Teuerung nicht ausreichend wahrzunehmen. "Ich glaube wirklich, dass unterschätzt wird, wie hartnäckig die Inflation ist”, sagte er der Nachrichtenagentur "Bloomberg" zufolge in einem Interview mit der chilenischen Zeitung "LT Pulso". 

Im EZB-Rat war Holzmann im Juni der Einzige gewesen, der sich gegen eine Zinssenkung ausgesprochen hatte. Er verwies darauf, dass die Notenbank auch den Signalen der eingehenden Wirtschaftsdaten folgen müsse. "Wir haben grundsätzlich zwei Möglichkeiten zu agieren und Fehler zu machen: Wir bewegen uns zu früh oder wir bewegen uns zu spät", erklärte Holzmann im Interview mit "LT Pulso". Die Frage sei, welche Gefahren mit welchem Schritt verbunden seien. "Und mein Gefühl ist, dass eine zu frühe Bewegung größere Risiken mit sich bringt als eine zu späte Bewegung”, sagte Holzmann.

Viel Lärm und negative Folgen
Eine zu langsame Senkung der Leitzinsen könne zu einer vorübergehend etwas niedrigeren Wachstumsrate führen, so Holzmann. Wenn die EZB dagegen zu früh handle und eine neue Inflation auslöse, müsse sie die Zinsen wahrscheinlich wieder anheben. Dies erzeuge "viel mehr Lärm und negative Auswirkungen auf das System", sagte der OeNB-Chef, der im EZB-Rat als größter Falke gilt. (am/Bloomberg)