Der Druck auf Jerome Powell, den Chef der US-amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed), ist groß. Die Inflation in den USA kletterte zuletzt über die Fünf-Prozent-Marke, die Wirtschaft erholt sich – und nicht wenige Marktteilnehmer verlangen deshalb ein baldiges Ende der ultralockeren Geldpolitik. Doch davon lässt sich Powell nicht aus der Ruhe bringen. So verkündete er auf einer Pressekonferenz in Washington am Mittwoch (16. Juni), die US-Leitzinsen zunächst auf der niedrigen Spanne von null bis 0,25 Prozent zu belassen. Die Fed will außerdem ihre konjunkturstützenden Wertpapierkäufe im Wert von 120 Milliarden Dollar pro Monat vorerst unverändert fortsetzen. Allerdings räumte Powell ein, die Märkte langfristig auf eine Kursänderung vorbereiten zu wollen. Die Währungshüter würden "darüber nachdenken, die Anleihekäufe zurückzufahren", sagte der Fed-Chef laut einem Bericht des "Handelsblatt". 

Drängen lassen will sich Powell trotzdem nicht. Er werde den Investoren "deutlich im Voraus" signalisieren, wann die Fed ihre Anleihekäufe zurückfahren werde. Wie viel Zeit das sei, wollte er jedoch nicht konkretisieren. Nur so viel: "Wir werden alles tun was wir können, um eine Marktreaktion zu vermeiden." Powell hatte bislang den Standpunkt vertreten, dass es sich beim Inflationsanstieg um ein vorübergehendes Phänomen handle. Davon wich er in der Pressekonferenz erstmals ab. "Es könnte sich herausstellen, dass die Inflation höher ist und länger anhält, als wir erwarten", sagte der Fed-Chef. Die Notenbanker signalisieren in ihren Prognosen die Zinswende nun schon für 2023 - bislang hatten die Währungshüter erst im Jahr darauf damit gerechnet.

Aussicht auf starken Arbeitsmarkt
Die Notenbanker gehen außerdem davon aus, dass die US-Wirtschaft im vierten Quartal um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr wachsen wird, etwas stärker als noch im März angenommen, berichtet das "Handelsblatt". Auch die Inflation sehen sie Ende des Jahres bei 3,4 Prozent – deutlich höher als die 2,2 Prozent, die im März prognostiziert wurden. Powell sieht die US-Wirtschaft grundsätzlich auf einem starken Kurs. In ein bis zwei Jahren "werden wir einen sehr starken Arbeitsmarkt haben", sagte Powell, "mit höheren Löhnen, einer geringeren Arbeitslosenquote und einer höheren Erwerbsquote." (fp)