Die erwartete Zykluswende sei bereits in vollem Gange, so Rapp weiter. Es scheine allerdings nicht so, als ob die Kapitalmärkte das veränderte Szenario bereits voll eingepreist hätten. Die Aktienmärkte dürften deshalb im Jahresverlauf weitere Korrekturen erleben, meint der Feri-Chefanlagestratege. 

Für Investoren werde das Jahr 2019 erneut herausfordernd, da es auf zentralen Wirtschafts- und Politikfeldern weiterhin viele offene Fragen gebe. Der Handelskrieg zwischen den USA und China dürfte trotz zwischenzeitlicher Annäherung nicht schnell beigelegt werden. Der globale Liquiditätsrückgang sowie populistische und protektionistische Tendenzen in Europa und den USA wirkten als zusätzliche Unsicherheitsfaktoren. 

Rezession nicht auszuschließen 
Die fundamentalen Daten zeigten, dass die Weltwirtschaft seit mehr als einem Jahr spürbar an Dynamik verliert. "Wir können uns eine temporäre Entspannung der Lage vorstellen, glauben aber nicht an eine generelle Trendumkehr“, ergänzt Axel Angermann, Chefvolkswirt der Feri Gruppe.

Eine Rezession sei 2019 zwar nicht zwangsläufig, aber auch nicht auszuschließen: In China werde sich das Wirtschaftswachstum weiter verlangsamen, und ob die Gegenmaßnahmen der Regierung ausreichen, sei nicht sicher.

Wachstumsdynamik im Euroraum nur mehr anämisch
In den USA mache sich das Auslaufen des fiskalischen Impulses durch die Steuerreform negativ bemerkbar. Zudem drohe spätestens 2020 ein deutlicher Rückgang der US-Unternehmensgewinne. Dies werde auf den Rest der Welt abstrahlen und das Wachstum dämpfen. Wirklich kritisch erscheine die Lage im Euroraum, wo die Wachstumsdynamik schon jetzt nur noch knapp über der Null-Linie liegt.

"Die hohe Abhängigkeit besonders Deutschlands vom Welthandel, die Unsicherheiten über den Brexit, die wirtschaftliche Schwäche und die Überschuldung Italiens sowie die kritische Lage der Autoindustrie sind vier Faktoren, von denen jeder einzelne geeignet wäre, die Wirtschaft im Euroraum in den negativen Bereich zu drücken“, so Angermann.

Schwaches Umfeld für Aktienmärkte
Da die weltwirtschaftlichen Frühindikatoren und wichtige Signale an den globalen Renten- und Rohstoffmärkten ebenfalls auf ein eingetrübtes Konjunkturszenario hindeuten, bleibe der Ausblick für die Aktienmärkte 2019 problematisch. Dennoch gebe es vereinzelte Hoffnungsschimmer die das Gesamtbild aufhellen. "Die US-Notenbank wird ihre Zinswende beenden und auch ihre Bilanz nicht weiter reduzieren. Diese Aussicht hat den Aktienmärkten zuletzt Auftrieb gegeben. Gegen die zunehmende Schwäche vieler Fundamentaldaten werden rein monetäre Manöver auf Dauer jedoch nicht viel ausrichten“, so Rapp. (kb)