Nachdem die jüngsten Handelsgespräche in Peking erfolglos zu Ende gegangen sind, haben sich die Fronten zwischen den USA und China verhärtet, urteilt Feri-Chefvolkswirt Axel D. Angermann. China ist mittlerweile der wichtigste Handelspartner der Vereinigten Staaten. Allerdings überstiegen die Importe der USA aus China die Exporte der Volksrepublik im vergangenen Jahr um rund 380 Milliarden US-Dollar. "Das ist der mit Abstand größte Fehlbetrag, den die USA aus dem Handel mit einem anderen Land erzielen", sagt Angermann. Für China wiederum sind die USA der mit Abstand wichtigste Exportmarkt.

Strafzölle träfen die chinesische Wirtschaft also stärker, als entsprechende Schritte in gleicher Höhe die US-Wirtschaft beeinträchtigen würden. "China hat deshalb gegenüber den USA eine vergleichsweise schlechte Handlungsposition und wird sichtbare Zugeständnisse machen müssen, um einen Handelskrieg zu vermeiden", analysiert der Volkswirt. Zu weit können die USA allerdings auch nicht gehen. Denn in einigen wichtigen Industriezweigen sind die Vereinigten Staaten in hohem Maße auf chinesische Importe angewiesen.

Verteilungskämpfe werden härter
Auf kurze Sicht droht nach Angermanns Einschätzung keine Eskalation des Handelsstreits. Langfristig bleibt das Thema Protektionismus aber von hoher Relevanz, sagt er. "Erstens spiegelt der Handelskonflikt eine grundsätzliche Rivalität zwischen den USA als alter und China als aufstrebender Supermacht wider. Eine dauerhafte Beilegung der Streitigkeiten wird es deshalb nicht geben." Zweitens lässt sich bereits seit Jahren und unabhängig von Donald Trump ein Trend zur Verlangsamung des Welthandels beobachten, der sich in den kommenden Jahren fortsetzen dürfte.

In den Boom-Jahren zwischen 2002 und 2008 legte der Welthandel um knapp sechs Prozent pro Jahr zu. In den Jahren 2011 bis 2017 wuchs er dagegen nur noch knapp 2,5 Prozent jährlich. "In den kommenden zehn Jahren dürfte der internationale Güteraustausch um etwa drei Prozent pro Jahr zulegen – nur noch halb so viel wie zu Beginn des Jahrhunderts", prognostiziert Angermann. Das Ende der Globalisierung sieht er damit nicht gekommen. "Aber die führenden Industrienationen müssen sich darauf einstellen, dass das Ringen um Wohlstandsgewinne härter wird", warnt er. (fp)