Die US-amerikanische Demokratie höhlt sich aus, gesellschaftliche und politische Spannungen nehmen weiter zu. "Genau das Land, das historisch am stärksten vom Ideal der Freiheit geprägt war, bewegt sich nun immer schneller in Richtung politischer Unfreiheit", sagt Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des Feri Cognitive Finance Institute. Das wirkt sich auch auf die Dynamik und wirtschaftliche Leistung des Landes aus, warnt Rapp rund zwei Monate vor den US-Zwischenwahlen.

Das Feri Cognitive Finance Institute schaut seit 2018 auf die Lage in den "U-USA" ("Un-United States of America"). In den vergangenen Jahren hat sich demnach die gesellschaftliche und politische Spaltung massiv verstärkt. Grund dafür sind dem Institut zufolge Wut, Verbitterung und Frustration als Folge langjähriger politischer Ignoranz. Zudem leidet die Demokratie unter parteipolitischer Manipulation und der Politisierung des Justizsystems. "Die USA sind auf direktem Weg zu einer Autokratie oder Präsidialdiktatur", so Rapp. "Donald Trump hat diese Tendenz zwar stark beschleunigt, doch die eigentlichen Ursachen liegen sehr viel tiefer."

Folgen für die Kapitalmärkte
"Unternehmer und Investoren sollten die These von den USA als sicherem Hafen, der langfristig für Stabilität, Marktwirtschaft, Sicherheit und Offenheit steht, künftig stark in Frage stellen", meint Rapp. "Die weitere Entwicklung der 'U-USA' zu einer Art Autokratie könnte in den nächsten Jahren für sehr negative Überraschungen sorgen, die dann auch direkt auf die Kapitalmärkte abstrahlen." Als Folge interner Spannungen und erhöhter geostrategischer Unsicherheiten – ausgelöst von den "U-USA" – dürften nach seiner Einschätzung auch politische Risikoprämien an den Kapitalmärkten wieder spürbar ansteigen. (fp)