Nach einer langen Schwächephase scheint es an den Börsen der Emerging Markets allmählich wieder aufwärts zu gehen. Schwellenländeraktien haben seit Januar zwölf Prozent besser abgeschnitten als Aktien aus Industriestaaten. Dieser Trend könnte sich fortsetzen, sagen Marktanalysten des Fondsanbieters Fidelity. Sie betonen den stützenden Effekt durch die Ölpreiserholung. Auch die zurückgeschraubten Zinserwartungen in den USA kommen den Emerging Markets entgegen. Darüber hinaus treiben die anhaltenden Niedrigzinsen immer mehr Anleger in vergleichsweise riskante Anlageklassen – wie zum Beispiel Schwellenländeraktien.

Als Folge der langen Flaute sind Titel aus Emerging Markets mittlerweile deutlich günstiger bewertet als Aktien aus Industriestaaten. Aktuell liegt das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von Schwellenländeraktien mit 1,4 unter dem 20-jährigen Durchschnitt von 1,8. Der Abschlag zum KBV von Aktien aus Industriestaaten liegt bei 28 Prozent. Auch das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für die kommenden zwölf Monate liegt mit 12,3 deutlich unter jenem von Aktien aus Industrieländern.

Angst vor Strohfeuern
Niedrige Bewertungen sind oft Ausdruck schwacher Wirtschaftsdaten und schlechter Gewinnaussichten bei Unternehmen. Die Wachstumsschwäche in China, der Preisverfall bei Rohstoffen und der schwächelnde Export haben die Konjunktur in den Emerging Markets in den vergangenen Jahren belastet. Nun scheint die Wirtschaft wieder Tritt zu fassen, sagen die Fidelity-Experten. Viele Wirtschaftsindikatoren zeigen aufwärts. Auch die Eigenkapitalrenditen der Unternehmen aus diesen Ländern steigen seit April wieder.

Trotz der verbesserten Aussichten bleibt ein Investment in Schwellenländeraktien vergleichsweise riskant. Der Anstieg der Konjunkturbarometer könnte sich als Strohfeuer erweisen. Größte Risiken: Die Konjunkturstimuli der chinesischen Regierung könnten verpuffen, die Rohstoffnachfrage erneut sinken. Anleger sollten also auf Rücksetzer gefasst sein. (fp)