Die steigenden Preise für Häuser und Wohnungen wecken bei vielen Anlegern ungute Erinnerungen an die Zeit kurz vor dem Platzen der Immobilienblase in den USA im Jahr 2007. In Europa ist die Gefahr eines Marktcrashs allerdings überschaubar, sagt Irina Pylypchuk, Immobilienexpertin beim Fondsanbieter Fidelity. Das ist in erster Linie den Notenbanken zu verdanken. "Mit ihrer Niedrigzinspolitik stützen die Bank of England und die Europäische Zentralbank die Mieternachfrage und damit letztlich die Immobilienmärkte in Europa", sagt Pylypchuk.

Günstige Finanzierungen und niedrige Zinsen haben Europas Unternehmen gut durch die schwierigen vergangenen Jahre gebracht. Viele Firmen wachsen sogar. In großen europäischen Ländern wie Deutschland und Großbritannien ist die Arbeitslosigkeit niedrig, die Erwerbsquoten liegen so hoch wie nie – und Arbeitnehmer wollen komfortabel wohnen. "Die Nachfrage nach modernen, hochwertigen Mietobjekten übersteigt in vielen Märkten und Sektoren in Großbritannien und in den Kernländern der Eurozone das Angebot", sagt Pylypchuk. "Dieses Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage stützt die Mieten und die Immobilienpreise, trotz allgemeiner wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten."

Marktbarometer zeigt Entspanntheit
Der europäische Mietmarkt ist widerstandsfähig. Das zeigt auch ein Index, für den Fidelity vierteljährlich für die kommenden zwölf Monate die erwarteten Konkurse erfasst. In einer Rezession oder in einer Phase wirtschaftlichen Abschwungs steigen die prognostizierten Insolvenzen üblicherweise. So schnellte die Insolvenzquote zwischen dem vierten Quartal 2007 und dem zweiten Quartal 2009 um 130 Basispunkte von 1,7 Prozent auf 3,0 Prozent nach oben. "Darin spiegelten sich die Sorgen um den europäischen Mietmarkt wider", erklärt die Fidelity-Analystin. Seit 2013 ist die Zahl der prognostizierten Insolvenzen aber in allen Sektoren rückläufig. Pylypchuk ist überzeugt: Das ist der durch quantitative Lockerungen und niedrige Zinsen angekurbelten Konjunktur zu verdanken. (fp)