Für die globale Geldpolitik ist der Juni ein wichtiger Monat. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank Fed werden am 8. beziehungsweise am 14. Juni über ihr weiteres Vorgehen entscheiden. Anleger sollten allerdings nicht zu viel erwarten, sagt Anna Stupnytska, Ökonomin beim Fondsanbieter Fidelity: "Beide Zentralbanken könnten sich zurückhaltender zeigen als gedacht." Der Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik ist nämlich gar nicht so einfach.

Viele Analysten gehen davon aus, dass die Fed die Leitzinsen in den USA im laufenden Jahr noch zweimal anheben wird. Stupnytska rechnet nur mit einem weiteren Mal. "Die lockeren Finanzierungsbedingungen haben die Fed zu Zinsschritten ermutigt, aber die Wirtschaft spielt nicht mit", erklärt sie. "Vielmehr wird die Schwäche im Konsum immer deutlicher." Als Ursachen hat die Ökonomin die realen Lohneinbußen sowie strengere Kreditvergaben ausgemacht. Auch der Inflationsausblick für die USA bleibt verhalten.

EZB setzt auf Erwartungsmanagement
Die europäischen Notenbanker dürften auf ihrer Sitzung im Juni von ihrer extrem lockeren Haltung abrücken, prophezeit die Fidelity-Expertin. Sie werden voraussichtlich ihre Erwartungssteuerung anpassen. "Mit Einzelheiten über den Ausstieg ist allerdings nicht vor Jahresende zu rechnen", betont Stupnytska. Schon jetzt ist allerdings klar: Der Ausstieg wird wohl langsamer erfolgen als erwartet, abhängig davon, wie stark der Euro ist.

"Auch die Märkte dürften nach Hinweisen auf ein langsames Auslaufen der Lockerungsmaßnahmen und eine Anhebung der Einlagenzinsen Ausschau halten", sagt die Ökonomin. "Meines Erachtens ist die EZB aber noch nicht bereit, diese Entscheidungen zu treffen." (fp)