Donald Trumps Wahlsieg läutet keine Zeitenwende für die Bondmärkte ein, sagt Charles McKenzie, CIO für Anleihen beim Fondsanbieter Fidelity. "Vielmehr dürften zyklische und strukturelle Kräfte die Renditen in diesem Jahr in einer engen Bandbreite halten", sagt er. Aktuell spricht zwar einiges dafür, dass die Leitzinsen in den USA steigen werden. Jene Faktoren, die die Renditen in den vergangenen Jahren niedrig gehalten haben, könnten aber in den Vordergrund rücken.

Erster Faktor ist die hohe Verschuldung der öffentlichen Hand. Im Fahrwasser fallender Zinsen ist das Verhältnis von Staatsverschuldung zu Bruttoinlandsprodukt in den vergangenen Jahrzehnten stetig gestiegen, mittlerweile bricht es alle Rekorde. "Je höher der Verschuldungsgrad, desto empfindlicher reagiert eine Volkswirtschaft auf Zinsänderungen", sagt McKenzie. "Die Frage lautet nicht, wie stark die Zinsen steigen werden, sondern welchen Zinsanstieg die Wirtschaft verkraften kann.

Alte Menschen, schwaches Wachstum
Auch der demografische Wandel beeinflusst die Anleihemärkte. Auf lange Sicht befeuert er die Nachfrage nach Festverzinslichen. Überdies wachsen alternde Gesellschaften weniger stark. Das belastet die Renditen. Dritter Faktor ist die Produktivität: Das schwächere Produktivitätswachstum hat in den vergangenen 30 Jahren das Potenzialwachstum gebremst. Das dürfte sich unter der neuen US-Regierung kaum ändern.

Alles in allem werden die Zinsen in den USA in den kommenden Jahren eher steigen als weiter fallen. "Aber die Zinserhöhungen dürften langsam vonstattengehen", resümiert der Fidelity-Experte. Zwischenzeitlich könnte es zwar immer wieder zu Renditesprüngen kommen. Langfristig werden jedoch jene Kräfte die Oberhand gewinnen, die die Renditen über Jahre hinweg niedrig gehalten haben, ist McKenzie überzeugt. (fp)