Vor einer Woche hatte das Münchener Ifo-Institut eine neuartige Vorsorgeidee präsentiert: den Deutschen Bürgerfonds.Grundidee: Der Staat richtet einen Sondertopf ein. Die dafür ins Leben zu rufende Gesellschaft erhält von den Bundesbürgern jedes Jahr ein halbes Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) als "billiges" Darlehen und investiert so jährlich 18 Milliarden Euro in Aktien. Die kalkulatorische Differenz zwischen Kreditzins und Börsenrendite in Höhe von 200 Basispunkten soll Vorsorgelücken künftiger Rentner schließen. Nun zerlegt Finanzanalytiker Volker Looman in einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) den Vorschlag mit deutlichen Worten: "Ich empfinde solche Bürgerfonds als Verdummung des Volkes!"

Looman hat zum Taschenrechner gegriffen und den Vorschlag der Ifo-Experten nachgerechnet: Laut den Münchener Wirtschaftsfachleuten soll jeder Bürger im Ruhestand zusätzlich 16.000 Euro aus dem neuen Fonds erhalten. "Da die Deutschen mit 67 Jahren in Rente gehen und im Schnitt 85 Jahre alt werden, beziehen sie im Mittel also rund 18 Jahre oder 216 Monate lang Rente", erklärt Looman. Teilt man die angepriesenen 16.000 Euro – sofern diese überhaupt zustandekommen – durch 216 Monate, ergibt sich demnach ein Extra-Betrag von mageren 74,07 Euro pro Monat und Ruhegeldempfänger.

Bürgerfonds stellt keine Lösung des deutschen Rentenproblems dar
Natürlich sei dies eine Verbesserung der derzeitigen Rentensituation, räumt der Finanzanalytiker aus Stuttgart ein. Eine Lösung des deutschen Vorsorgeproblems allerdings sehe anders aus. Dafür müsse erheblich mehr geschehen, als die Renten von Geringverdienern um einen so niedrigen Betrag aufzustocken. (fp)