Investoren, die auf Aktien ausschüttungsstarker Unternehmen setzen, mussten zuletzt viele Enttäuschungen verkraften. Unternehmen in Europa werden als Reaktion auf die Covid-19-Pandemie um 40 Prozent weniger Dividende ausschütten als im Vorjahr, schätzt die DZ Bank. Rund ein Viertel der Firmen auf dem Kontinent hat die für 2019 vorgesehene Dividende bereits gestrichen. Viele Investoren fragen sich nun logiischerweise, ob es ein Fehler war, auf Dividendenaktien zu setzen.

Rolf Tilmes, Vorstand des Financial Planning Standards Board Deutschland (FPSB Deutschland), kann die Zweifel nachvollziehen, rät Anlegern aber zu einem differenzierten Blick. Zwar zeige die aktuelle Entwicklung, dass die Dividende eben nicht "der neue Zins" ist, wie es in der Vergangenheit von den Marketing-Abteilungen zahlreicher Banken gerne propagiert wurde. "Dennoch ist eine Dividendenstrategie unabhängig vom Einstiegszeitpunkt sinnvoll", sagt er. Voraussetzung dafür ist aber, dass Anleger diese als langfristig ausgerichtete Anlage verstehen und nicht als kurzfristige Spekulation.

Nicht nur auf die Rendite schauen
Wer sich für eine Dividendenstrategie entscheidet, sollte nicht die aktuelle Entwicklung am Markt über Kauf und Verkauf entscheiden lassen, sondern seine persönliche Situation. Der Grund: "Man sollte nur in Dividendenaktien investieren, wenn es dem eigenen Anlageziel und der persönlichen Risikotragfähigkeit entspricht", erklärt Tilmes. Erst wenn sich auf Grundlage dieser Analyse zeige, dass eine Dividendenstrategie ins Portfolio passt, gehe es an die Auswahl der Produkte.

Wichtig sei auch, die einzelnen Strategien gründlich zu durchleuchten. So gibt es Ansätze, bei denen sich die Aktienauswahl ausschließlich an der Höhe der Dividendenrendite orientiert. Dann aber kann die Ausschüttung zulasten der Substanz eines Unternehmens gehen. Das rächt sich in der Krise, da die Firmen dadurch schnell existenzielle Probleme bekommen können, so der Experte. (fp)