Auch die vermeintlich so simplen ETFs erfordern  ein Mindestmaß an Finanzkenntnissen, sagt Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland (FPSB). So müssen sich auch Indexfonds-Anleger erst einmal um die generelle Asset Allocation in ihremm Depot kümmern, also die Gewichtung der einzelnen Anlageklassen. Erst dann folgt die Wahl des passenden Index. Die kann sich vor allem bei Renten-ETFs schwierig gestalten, sagt Tilmes: "Anleger müssen bedenken, dass traditionelle Anleiheindizes nach Marktkapitalisierung aufgebaut sind." Es sind also jene Staaten und Unternehmen am stärksten gewichtet, die am höchsten verschuldet sind. "Auf diese Weise fließt mehr Geld in weniger Positionen, was wiederum die Bildung von Spekulationsblasen fördert", warnt der Experte.

Anleger sollten bei der Wahl eines Anleihe-ETFs auch das Zinsumfeld berücksichtigen. Anziehende Zinsen können zu vermehrten Zahlungsausfällen führen, vor allem bei Schuldnern mit schlechterer Bonität. "Zudem führen steigende Zinsen zu höheren Anleiherenditen und damit zu Kursverlusten", sagt Tilmes. Diese fallen bei Festverzinslichen mit langen Laufzeiten stärker aus als bei Kurzläufern. "Es kann deshalb Sinn machen, in einer solchen Marktphase in Anleihe-ETFs zu gehen, die Emittenten mit guter Bonität und kürzerer Duration oder Titel mit variabler Verzinsung abbilden", sagt der Finanzexperte. 

Fehler vermeiden mit Hilfe von Experten
Auch auf der Aktienseite gilt es, genau hinzusehen. Die gängigen Indizes sind auch hier nach Börsenwert gewichtet. "In den vergangenen Jahren ist dadurch etwa der Anteil von Technologie-Aktien aufgrund der sehr guten Kursentwicklung in vielen Indizes deutlich gestiegen", sagt Tilmes. Kommt es in diesem Sektor zu einer Korrektur, könnten viele ETFs unter die Räder kommen.

Anlegern, die auf vermeintlich breite Marktbarometer gesetzt hatten, die aber mittlerweile einen hohen Tech-Anteil haben, könnte eine solche Entwicklung herbe Verluste zufügen. Um keine Fehler zu machen, die am Ende viel Geld kosten, rät Tilmes ETF-Investoren dazu, bei der Produktauswahl Finanzexperten zu Rate zu ziehen. (fp)