Fintechs sind keine Eintagsfliegen, sondern ernstzunehmende Herausforderer traditioneller Banken. Als Anbieter oder Vermittler von Verbraucher- und Immobilienkrediten und als Zahlungsabwickler im Bereich E-Payment könnten die flinken Angreifer den etablierten Wettbewerbern binnen zehn Jahren bis zu 40 Prozent von deren Einnahmen und bis zu 60 Prozent ihrer Gewinne abgraben. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Global Banking Annual Review 2015", den die Unternehmensberatung McKinsey & Company Mitte Oktober vorlegte.

Richtungsstreit noch unentschieden
Die Angegriffenen sind zutiefst verunsichert und ringen noch um eine Antwort, welche Umgangsform gegenüber den digitalen Herausforderern optimal sein könnte. Wie groß der innere Widerspruch ist, zeigt sich in einer Person besonders markant: Jürgen Fitschen. Als Co-Chef der Deutschen Bank sagt Fitschen Fintechs offen den Kampf an – einerseits. Doch in seiner Eigenschaft als Präsident des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) plädiert er andererseits dafür, Unternehmen aus dem Bereich Finanztechnologie künftig als außerordentliche Mitglieder aufzunehmen.

Spezialbereiche von Fintechs besser abgedeckt
Bei den Umworbenen selbst stößt die Initiative des Bankenverbands durchaus auf Wohlwollen. "Die flexible, kundenorientierte Herangehensweise junger Finanztechnologie-Unternehmen ist eine wertvolle Bereicherung für die gesamte Branche", sagt Dominik Steinkühler, Mitgründer und Geschäftsführer von Lendico.

In einzelnen Geschäftssparten ist die Konkurrenzsituatuion ohnehin kaum gegeben. Vor allem bei Finanzierungsanfragen kleiner und mittelständischer Unternehmen mit vergleichsweise kleinen Kreditsummen seien die langatmigen Bearbeitungsprozesse der Bankkonzerne nicht mehr zeitgemäß, meint Steinkühler. Wegen der ohnehin schmalen Margen ist das Interesse großer Geldhäuser an dieser Klientel nicht gerade rege. Betreiber von Online-Marktplätzen wie Lendico, die mit moderner Technologie und dank flexibler Prozesse auch kleinere Kreditvolumina ab 10.000 Euro rasch bearbeiten können, seien hier die besser Wahl, ist Steinkühler überzeugt. (ps)