Die zunehmende Konzentration der großen Aktienindizes auf wenige Titel wirke "beunruhigend", meint Bert Flossbach. "Sie ist ein typisches Phänomen der Endphase einer Hausse", betont der Mitgründer von Flossbach von Storch im aktuellen Kapitalmarktbericht des Kölner Vermögensverwalters. Vielen Investoren sei das Platzen der Technologieblase zur Jahrtausendwende noch in lebhafter Erinnerung. "Auch diesmal sind es überwiegend Technologiewerte, die den Börsenzug am Laufen halten", so der Fondsmanager.

Mittlerweile machten sechs Titel stolze 31 Prozent der Marktkapitalisierung des US-Aktienindex S&P 500 aus: Apple, Microsoft, Nvidia, Alphabet, Amazon und Meta. "Am Ende des Technologiebooms zur Jahrtausendwende lag der Anteil der Aktien der sechs größten Unternehmen nur bei 19 Prozent", rechnet Flossbach vor. "Damit hat die Konzentration innerhalb des Index einen historischen Höchstwert erreicht. Isoliert betrachtet ließe diese Entwicklung einen gewaltigen Börsencrash befürchten."

"Die heutigen Indexschwergewichte sind viel profitabler"
Doch es gebe einen signifikanten Unterschied: "Die heutigen Indexschwergewichte sind sehr viel profitabler, als es die größten sechs Titel zur Jahrtausendwende waren", betont Flossbach. Damals habe das halbe Dutzend der Indexschwergewichte nur 7,3 Prozent der Gewinne aller im S&P 500 enthaltenen Unternehmen erwirtschaftet, heute seien es beinahe 20 Prozent. Auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) wirkt noch nicht so übertrieben: Zur Jahrtausendwende waren die größten sechs Aktien Flossbach zufolge mit einem KGV von über 60 fast 2,6-mal so hoch bewertet wie der Index, heute liege ihre Bewertung mit dem 35-Fachen "nur" 1,6-mal so hoch.

Dennoch: "Wer heute in ein Indexportfolio investiert, muss sich über zwei Dinge im Klaren sein", mahnt der Portfoliomanager. Da gebe es erstens die sehr hohe Abhängigkeit von der Entwicklung einiger weniger großer Titel, die zweitens relativ hoch bewertet seien, was hohe Erwartungen an das zukünftige Gewinnwachstum impliziere. "Solange diese Erwartungen erfüllt oder übertroffen werden, kann die Rally weitergehen", so Flossbach. "Die Fehlertoleranz ('margin for error') wird mit jedem weiteren Anstieg der Bewertungen aber immer geringer."

"Zu Unrecht verschmähte Aktien"
Der Kölner Vermögensverwalter kann der zunehmenden Fokussierung auf die großen Indexwerte aber auch etwas Positives abgewinnen. "Es gibt immer mehr zu Unrecht verschmähte Aktien qualitätsstarker Unternehmen, bei denen die Aktienkurse trotz steigender Unternehmensgewinne gefallen sind", erläutert er. "Dadurch hat sich die Bewertung der Titel deutlich reduziert und das Chancenpotenzial entsprechend verbessert." (bm)