Die Inflationsrate befindet sich in den USA derzeit auf einem 40-jährigen Rekordhoch: Eine Teuerung der Verbraucherpreise jenseits der sieben Prozent wie im Dezember 2021 gab es seit 1982 nicht mehr. Marktteilnehmer und Notenbanken debattieren nun, wie es mit der Teuerung weitergeht. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihr Inflationsniveau für das Jahr 2022 von ehemals 1,7 auf 3,2 Prozent angepasst. Doch auf die Inflations-Orakel war bislang wenig Verlass, gibt Julian Marx, Analyst beim Vermögensverwalter Flossbach von Storch, zu bedenken. 

So hatte die EZB etwa für das vergangene Kalenderjahr eine Inflation von lediglich einem Prozent vorausgesagt – am Ende fiel das Ergebnis auf 2,6 Prozent. Trotz dieser schlechten Trefferquote gibt es laut Marx Gründe, warum die Teuerung für 2022 tatsächlich auf einem hohen Niveau verharren könnte. "Es deutet sich einerseits bereits eindrucksvoll an, dass in den USA insbesondere die Lohnverhandlungsmacht der 'Niedriglöhner' zuletzt deutlich gestiegen ist", argumentiert er. Das führt zu vielen Jobwechseln und einem dauerhaft höheren Lohnniveau, was wiederum das Inflationsniveau verfestigen könnte. 

Prognosen ohnehin nicht so relevant
Umgekehrt könnten die Energiepreise sich dagegen disinflationär auf die Wirtschaft auswirken – im Vergleich zu den Preissteigerungen Ende 2021 könnten diese nämlich ab der zweiten Jahreshälfte 2022 zurückgehen. "In Summe erscheinen damit vorerst noch höhere Inflationsraten zwar wahrscheinlich", fasst der Vermögensprofi zusammen. "Angesichts der erheblichen Unsicherheiten, die offensichtlich in der Natur der Inflationsprognosen liegen" rät er Anlegern allerdings davon ab, sich zu sehr auf dieses Narrativ zu verlassen.

Für den Anlageerfolg sei es ohnehin nicht relevant, die Teuerung punktgenau zu prognostizieren. Unterm Strich bleiben aus Marx‘ Sicht erstmal Sachwerte, vor allem Aktien, gegenüber Nominalanlagen wie Anleihen das attraktivere Anlagesegment. (fp)