In den vergangenen Jahren hat aufgrund der Niedrigzinspolitik der Notenbanken eine Umverteilung von unten nach oben stattgefunden, sagt Thomas Mayer im "Focus Money"-Interview. "Die Reichen werden immer reicher, beispielsweise durch den Besitz von Immobilien oder Aktien", konstatiert der Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Research Institute und ehemalige Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Reine Lohnempfänger oder einfache Sparer hingegen gingen leer aus. Die Lösung für dieses Problem sei aber nicht die Vergemeinschaftung und Enteignung von Besitz, sondern mehr Liberalismus.

Leider sei Geld zu einem sehr wichtigen Instrument für die Konjunkturpolitik, die Staatsfinanzierung und mittlerweile auch für die Geopolitik geworden, sagt der Ökonom: "Die Politisierung des Geldes beeinträchtigt aber seine Funktion als Mittel zum Tausch und zur Werteaufbewahrung für die Bürger und bringt daher Wohlstandsverluste." Er spreche sich deshalb schon länger dafür aus, Geld zu entpolitisieren. "Aber vielleicht muss das bestehende Geldsystem erst in der nächsten Rezession zusammenbrechen, bevor die Politik einem Systemwechsel zustimmt", so Mayer.

Währungskonkurrenz könnte für Stabilität sorgen
Das Grundproblem des aktuellen Geldsystems ist aus Sicht des Flossbach-Volkswirts die Kreditgeldschöpfung der Banken. "Wir brauchen ein System, bei dem die Banken kein Geld mehr produzieren", sagt er. Stattdessen brauche es privates Geld, zum Beispiel in Form von Kryptowährungen, das auch durchaus mit staatlichen Zahlungsmitteln konkurrieren könne: "Dann wird sich das bessere Geld durchsetzen". So ließe sich ein stabileres Geldsystem etablieren, meint Mayer. (fp)