Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege des Kölner Vermögensverwalters Flossbach von Storch, hat sich auf dem FONDS professionell KONGRESS in Wien vehement für Aktieninvestments ausgesprochen. "Es gibt weit und breit keine Anlageklasse, die auch nur ansatzweise so attraktiv ist", sagte er vor mehreren Hundert Finanzberatern, die seinen Vortrag am Mittwoch verfolgten.

"Die Immobilie hat vorgemacht, welche Preisentwicklung in Zeiten niedrigster Zinsen möglich ist. Andere Real Assets werden das nachholen", zeigte sich Vorndran überzeugt. Den Anleihemarkt dagegen sieht er skeptisch. "In den vergangenen Jahren haben sich im Bond-Bereich noch einige spannende Opportunitäten ergeben, beispielsweise bei VW-Nachranganleihen." Diese Papiere waren abgestürzt, nachdem der Dieselskandal publik wurde. "Volkswagen ist für Deutschland ein systemrelevantes Unternehmen, das wird nicht untergehen", so Vorndran. In diesem Jahr seien solche Chancen kaum noch zu finden. "Egal, in welchen Nischen wir uns umschauen, aus Risiko-Rendite-Abwägungen heraus ist am Rentenmarkt nichts Spannendes zu finden", sagte er.

"Freue Dich, wenn es zu einer Marktkorrektur kommt!"
Dennoch schreckten die meisten Privatanleger vor Aktieninvestments zurück. "Wer seinen Kunden damit kommt, hört schnell: 'Aktien? Bleiben Sie mir bloß weg damit!'", so Vorndran. "Ein Grund dafür ist, dass fast ausschließlich über Skandale berichtet wird, aber kaum über die Unternehmen, die einfach nur grundsolide ihren Job machen."

Oft herrsche auch Skepsis, weil die Börse von Rekord zu Rekord eile und viele befürchteten, dass sich eine Blase aufgebaut habe, die bald platzen könnte. "Wenn Ihr Kunde schon zu 60, 70 oder 80 Prozent in Aktien investiert hat, ist das ein valides Argument. Die meisten Ihrer Kunden haben aber wahrscheinlich nur zehn Prozent Aktien, obwohl sie eher 50 Prozent bräuchten, um langfristig ihre Anlageziele zu erreichen. Die Botschaft sollte also sein: 'Kaufe weitere zehn Prozent Aktien und freue Dich, wenn es zu einer Marktkorrektur kommt, um die Aktienquote dann weiter erhöhen zu können!'"

"Die globale Wirtschaft läuft sehr gut"
Die Sorgen der Kunden ließen sich nicht so leicht aus der Welt räumen, so Vorndran. Darum gelte es, die vielen positiven Aspekte hervorzuheben, die für eine Aktienanlage sprächen. "Wichtig zu erkennen ist beispielsweise, dass Europa nicht die Welt ist. In Europa gibt es tatsächlich viele ungelöste Probleme, doch die globale Wirtschaft läuft sehr gut."

Auch der Konsum wachse, nicht nur in Boomländern wie China oder Indien, sondern weltweit. Vorndran verwies in diesem Zusammenhang auf die Zahl der Beschäftigten, die über die vergangenen 20 Jahre deutlich gestiegen ist. "Berichtet wird dagegen nur über die Zahl der Arbeitslosen", so Vorndran. Doch das sei für einen Investor der falsche Blickwinkel. Auch das Dividendenwachstum sei viel höher, als es die meisten vermuten würden – ein weiterer Punkt, der für Aktieninvestments spreche.

"Bei einem Aktienportfolio klingelt nicht nachts der Mieter an der Tür"
"Wenn Sie die Aktien nicht kaufen, kauft sie jemand anderes", so Vorndran. Er verwies auf die Schweizer und die japanische Notenbank, die bereits im großen Stil in Aktien investieren. Den Anleihemarkt würden die Zentralbanken schon leerkaufen, Ähnliches drohe eines Tages vielleicht bei Aktien. "Wenn wir nicht aufpassen, herrscht am Aktienmarkt bald das gleiche Renditeniveau wie am Rentenmarkt", meinte Vorndran.

Erstaunte Blicke aus dem Publikum erntete Vorndran für eine weitere These: "Inflation ist super!" Das gelte zumindest als Argument für die Aktienanlage. "In Deutschland liegt die Inflation inzwischen bei zwei Prozent. Das Sparbuch wirft null Prozent Zinsen ab. Das bedeutet einen garantierten Vermögensverlust von zwei Prozent im Jahr. Dennoch bezeichnet der Regulierer eine solche Anlage als risikolos – verstehe das, wer wolle." Gut aufgestellten Unternehmen könne eine Inflation dagegen wenig anhaben: Sie würden nominal entsprechend schneller wachsen, mitsamt ihrer Gewinne.

Für Aktien spreche nicht zuletzt die Tatsache, dass es sich um ein einfaches, geradezu pflegeleichtes Investment handele. "Bei einem Aktienportfolio klingelt nicht nachts um 3 Uhr der Mieter an der Tür und sagt, die Kloschüssel sei kaputt." (bm)