Nach zwei vergleichsweise ereignislosen Börsenmonaten meldete sich im Mai die Volatilität zurück; und zwar in beide Richtungen. Während alle China-Fondskategorien sowie die Sektoren Rohstoffe, Energie und Edelmetalle ordentlich Federn lassen mussten, setzte Japan seinen Aufwärtstrend fort und im Technologiebereich kam es zu einem regelrechten Höhenflug.  

Boom bei KI-Systemen
Es dürfte vor allem die Kursexplosion des Chip-Herstellers Nvidia gewesen sein, die eine Art Kaufpanik unter vielen Anlegern ausgelöst hat. Das Unternehmen gilt als Lieferant der leistungsfähigsten Bauteile, die im Bereich von KI-Systemen zum Einsatz kommen. Schon davor profitierte die Gesellschaft vom Hunger nach Rechenkapazität beim Schürfen von Kryptowährungen, seit 2013 hat sich der Kurs der Aktie verhundertfacht und allein seit Herbst 2022 in etwa verdreifacht. Nun befinden sich angesichts des Booms beim Thema "Künstliche Intelligenz", der vor allem durch ChatGPT ausgelöst wurde, viele Anleger auf der Suche nach möglichen weiteren Profiteuren. Für Technologiefonds, die naturgemäß breit in das Segment investiert sind, erwies sich das im Mai als äußerst günstig. Mehr als zehn Prozent legten diese Produkte im Durchschnitt zu, weil im Sog von Nvidia etliche andere Chip-Hersteller, aber auch Konzerne wie Microsoft und Alphabet (Google) gesucht sind.

Ob sich die Hoffnungen der Anleger erfüllen beziehungsweise sich ein Einstieg jetzt noch lohnt, wird davon abhängen, wie groß das Entwicklungspotenzial in diesem Feld tatsächlich ist. Dass eine KI Texte formulieren respektive umformulieren oder mit Hilfe einer Textanweisung Bilder und Videos erzeugen kann, ist zwar beeindruckend, ob und wie viel Geld damit zu verdienen sein wird, ist derzeit aber nicht klar.

Edelmetall- und China-Fonds rutschen ab
Nachdem der Goldpreis von seinem Jahreshöchstwert, der Anfang Mai erreicht wurde, im Monatsverlauf rund fünf Prozent abrutschte, konnten Edelmetallfonds ihren seit Anfang März laufenden Höhenflug fürs Erste nicht fortsetzen. Aus Sicht der Fondsinhaber ist dies wenig beunruhigend. Angesichts der anhaltenden geopolitischen Spannungen, der Unsicherheit bezüglich der weiteren Entwicklung des US-Dollar und der globalen Schuldenberge erscheint die Gefahr, dass Gold und andere Edelmetalle ernsthaft unter Druck geraten, eher gering. 

Schwieriger zu beurteilen sind hingegen die weiteren Aussichten für China-Fonds, die auch im Mai erneut spürbar "billiger" wurden. Etliche Fonds haben sich in den vergangenen beiden Jahren in etwa halbiert. Als Ursachen werden mehrheitlich die konjunkturell schwache Entwicklung des Landes sowie das politische Risiko bei China-Investments genannt, zuletzt kamen auch Berichte über eine neuerliche Corona-Welle hinzu. Diese ungünstige Entwicklung lässt manche Kommentatoren zu dem Schluss gelangen, dass Indien aus heutiger Sicht ein interessanteres Emerging-Markets-Investment darstellt. Das Land befindet sich in einer geopolitisch günstigeren Lage und könnte von einer Verlagerung von Produktionsstätten internationaler Unternehmen profitieren. Sieht man sich die Ergebnisse des Fondsbarometers für Indien-Fonds (38 Produkte werden beobachtet) an, fällt auf, dass sie über fast alle Beobachtungszeiträume hinweg zu den Top Ten zählen, während China-Fonds bis zum Fünf-Jahres-Bereich unter den Flop Ten rangieren.

Japan-Fonds setzen Aufwärtstrend fort
Dass sich eine solche Lage auch wieder nachhaltig ändern kann, zeigt das Beispiel Japans. Der wohl von den meisten europäischen Investoren seit vielen Jahren eher gemiedene Kapitalmarkt sorgte zuletzt wieder für positive Schlagzeilen, weil der Nikkei 225 Index ein 33-Jahres-Hoch erreichte. Für Fondsanleger, die dem Fernostmarkt schon länger die Treue halten, ist das erfreulich, denn inzwischen rangiert auch die 133 Produkte umfassende Fondsgruppe über fast alle Beobachtungszeiträume hinweg unter den besten zehn von 50 Kategorien – Geduld ist an der Börse ohne Zweifel eine Tugend.

Weil die Fondsregionen "Thailand" und "Korea" nur mehr jeweils zwei Fonds umfassen, werden von Mountain View keine Indizes mehr für sie ermittelt, sie fehlen daher bis auf Weiteres in dieser Aufstellung. (gf)


Über das FONDS professionell Fondsbarometer 
FONDS professionell bringt seit Juli 2014 monatlich das FONDS professionell Fondsbarometer – eine Performanceübersicht der FIAP-Aktienfondsindizes gereiht nach ihrer Monatsperformance. Daraus wird ersichtlich, welche Fonds gerade "Rückenwind" haben und welche unter Kursverlusten leiden. Damit daraus eine brauchbare Information wird, zeigt die Darstellung auch, wie diese Fondskategorien (Länder, Regionen, Branchen und Themen) über andere Zeiträume abgeschnitten haben – ein Monat, drei Monate, sechs Monate, ein Jahr, drei Jahre sowie über fünf und zehn Jahre. Die jeweils zehn stärksten und zehn schwächsten Ergebnisse sind farblich hervorgehoben.
Das nächste Fondsbarometer erscheint Anfang Juli 2023.