Dass die Kommentatoren der Kapitalmärkte stets eine plausible Erklärung für jede Kursbewegung haben, ist bekannt. Weniger eindeutig ist die Antwort auf die Frage, wie zutreffend diese Erklärungen sind.

Vor etwas mehr als einem Jahr kletterten die Notierungen für die Edelmetalle angesichts der geöffneten Geldschleusen der Notenbanken steil nach oben, Gold erreichte sogar einen neuen historischen Höchstpreis von mehr als 2.000 US-Dollar pro Unze. Die Logik dahinter lautete: Die Inflation wird ansteigen, daher muss man als Anleger in Edelmetall investieren. Nun, ein Jahr später liegen die Inflationsraten tatsächlich deutlich höher als Mitte 2020, in den USA wurden in den Monaten Juni und Juli Werte jenseits der Fünf-Prozent-Marke erreicht, in Europa steht erstmals seit vielen Jahren eine Drei vor dem Komma. Und Edelmetall?

Fehlanzeige, an Edelmetallinvestments in Gestalt von Investmentfonds scheint derzeit niemand interessiert zu sein. Die Fondsgruppe ist mit einem durchschnittlichen Monatsverlust von fast sechs Prozent absolutes Schlusslicht des Fondsbarometers für den August. Die 35 erfassten Edelmetallfonds liegen damit nach ihrem Höhenflug des Jahres 2020 derzeit wieder über fünf der sieben beobachteten Zeiträume unter den zehn schlechtesten Fondsgruppen, nur im Drei-Jahres-Zeitfenster rangieren sie unter den Top 10.

Natürlich gibt es auch für dieses Phänomen eine Erklärung: Die Mehrzahl der Experten und Ökonomen hält die aktuell hohen Preisanstiege für eine vorübergehendes Phänomen, das von einer Kombination aus den Auswirkungen des Handelskriegs USA-China und Produktionsproblemen infolge der Quarantänemaßnahmen ausgelöst wurde. Einzelne Beobachter – etwa der bekannte US-Hedgefonds-Manager John Paulsen – glauben das hingegen nicht. Paulson, der 2008 mit Wetten gegen Subprime-Kredite Milliarden verdiente, geht davon aus, dass die Inflationsgefahr unterschätzt wird, weshalb er auf Gold setzt. Paulson setzt allerdings schon seit einer Dekade auf dieses Thema und erlitt damit in den Jahren nach 2011 massive Verluste. Interessanter ist daher die Einschätzung eines "Kollegen" Paulsons. Der spanische Hedgefonds-Manager Diego Parilla von Quadriga Asset Management erwartet ebenfalls stark steigende Goldpreise. Parilla glaubt nicht, dass die Notenbanken die selbst verursachte Geldschwemme wieder unter Kontrolle bringen. Sein Fonds ist entsprechend engagiert. Zumindest deutsche Privatanleger scheinen diese Ansicht ebenfalls zu teilen. Aktuelle Marktdaten zeigen, dass sie in diesem Jahr verstärkt Goldbarren und -münzen gekauft haben. Im Halbjahresvergleich stieg die Nachfrage um 35 Prozent auf den höchsten Wert seit 2009. Angesichts dieser Entwicklung erscheint der Preisrückgang bei Edelmetall-Fonds besonders auffällig. Ob er eine Kaufgelegenheit darstellt, werden wir erst in Zukunft wissen, wer bisher keine Goldfonds hält, aber eine Beimischung aus Diversifikationsgründen für sinnvoll hält, kann derzeit jedenfalls sicher sein, nicht zu Höchstkursen einzusteigen.

Guter Monat für Aktienfondsbesitzer
Im Durchschnitt war auch der Monat August 2020 für Aktienfonds neuerlich gut, im Durchschnitt legten sie 2,4 Prozent an Wert zu, Fonds der Kategorie "Aktien Welt" gewannen 2,3 Prozent an Wert. Zu den größten Gewinnern zählten im Vormonat Thailand, die Türkei und Indien. Thailandfonds, die Anfang 2020 die schärfste Korrektur seit 2009 erlebten, setzen damit ihren Erholungskurs fort, notieren aber immer noch 15 bis 20 Prozent unter den Mitte 2019 erreichten Höchstwerten.  

Wasser-Fonds weiter top
Unter den Branchenfonds schaffte es erneut "Wasser" unter die Top 10, womit diese aus 17 Fonds bestehende Gruppe nun über alle Beobachtungszeiträume (1 Monat bis zehn Jahre) hinweg zu den ertragreichsten Produkten zählt. Dass der Trend zur Nachhaltigkeit beim Investment anhält, zeigen die Monatsergebnisse der Branchen "Neue Energien" (17 Fonds) und "Klima-Fonds" (38 Produkte), die zuletzt 3,5 bzw. 3,3 Prozent teurer wurden. (gf)


Über das FONDS-professionell Fondsbarometer
FONDS professionell bringt seit Juli 2014 monatlich das FONDS professionell-Fondsbarometer – eine Performanceübersicht der Mountain-View-Aktienfonds-Indizes gereiht nach ihrer Monatsperformance. Daraus wird ersichtlich, welche Fonds gerade "Rückenwind" haben und welche unter Kursverlusten leiden. Damit daraus eine brauchbare Information wird, zeigt die Darstellung auch, wie diese Fondskategorien (Länder, Regionen, Branchen und Themen) über andere Zeiträume abgeschnitten haben – 1 Monat, 3 Monate, 6 Monate, 1 Jahr, 3 Jahre sowie über 5 und 10 Jahre. Die jeweils zehn stärksten und zehn schwächsten Ergebnisse sind farblich hervorgehoben.
Das nächste Fondsbarometer erscheint Anfang Oktober 2021.