Die im Vormonat an dieser Stelle geäußerte Befürchtung, dass es angesichts der ungünstigen Rahmenbedingungen für Aktienfondsbesitzer kurzfristig keine Entspannung geben werde, hat sich im Mai leider bestätigt. Im globalen Durchschnitt wurden Aktienfonds etwas mehr als ein Prozent billiger. Allerdings verlief der Abwärtstrend zuletzt doch deutlich gebremster als noch im April (Monatsverlust aller Aktienfonds: 4,57 Prozent). 

Energiefonds führen Hitparade an
Neben der Lieferkettenproblematik infolge des neuerlichen Covid-Ausbruchs in China ist es bekanntlich vor allem ein Energieengpass, der der Weltwirtschaft zusetzt. Die anhaltende Diskussion über Öl- und Gas-Lieferstopps aus Russland sorgt für Höchstpreise. Dass davon vor allem jene westlichen Anbieter, die als Lieferanten weiterhin zur Verfügung stehen, profitieren, liegt auf der Hand. Aus diesem Grund sind Fonds, die in klassische Energieunternehmen investieren, auf Jahressicht die mit Abstand erfolgreichste Produktgruppe. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate wurden diese Fonds im Durchschnitt 42 Prozent teurer, dennoch zählen sie im Zehnjahresvergleich mit einem Minus von mehr als 27 Prozent zu den zehn schwächsten Fondsgruppen. 

Wie in diesem Fondsbarometer mehrfach berichtet wurde, gerieten die Fonds im vermeintlichen Vorfeld einer globalen Energiewende unter Druck, weil Kapital abgezogen beziehungsweise in New-Energy-Fonds umgeschichtet wurde. Dieser Trend ist bis auf Weiteres beendet, wie ein Blick auf zwei entsprechende Produkte des britischen Anbieters Schroder zeigt. Während der auf konventionelle Energieträger setzende Schroder ISF Global Energy im Ein-Jahres-Rückblick in Euro mehr als 60 Prozent Wertzuwachs sah, büßte der Schroder ISF Global Energy Transition in der Spitze bis zu 25 Prozent ein, konnte im Mai allerdings einen Teil der Verluste ausgleichen. 

Der längerfristige Vergleich zeigt, dass sich die massive Divergenz zwischen Energy- und New-Energy-Fonds zuletzt deutlich verringert hat – deutlich wird dies in der Gegenüberstellung des Blackrock Global Funds World Energy und des Sustainable Energy desselben Anbieters (siehe Chart).



Der Mai brachte New-Energy-Fonds eine gewisse Erholung, was darauf zurückzuführen sein dürfte, dass mehr Marktteilnehmer erkennen, dass von einer drohenden Energieknappheit ausnahmslos alle Energieanbieter profitieren sollten. 

Edelmetalle enttäuschen
Auffällig schwach entwickelte sich im Mai der Edelmetallbereich. Mit mehr als 13 Prozent Monatsverlust landete die entsprechende Fondsgruppe, die 35 Produkte umfasst, auf dem letzten Platz des Rankings. Angesichts der nach wie vor steigenden Inflationsraten ist das auf den ersten Blick überraschend. Sieht man sich die Langzeitentwicklung von Gold an, wird klar, dass das Metall schon geraume Zeit in der Nähe seiner historischen Höchstwerte notiert, ein nachhaltiger Anstieg über die 2000-US-Dollar-Marke wird aller Wahrscheinlichkeit nach schon einen sehr kräftigen Auslöser benötigen. Bisher liegt ein solcher trotz der aktuellen Turbulenzen nicht vor. 

Weil momentan keine Chance auf eine Fortsetzung der Preisanstiege bestehe, empfehlen Charttechniker der Bank Julius Bär, so berichtet das Schweizer Fachblatt "Cash", inzwischen sogar schon Wetten auf sinkende Goldpreise. Das ist für Durchschnittsanleger angesichts des Risikos nicht empfehlenswert, Gold derzeit zu kaufen, erscheint angesichts der sich abzeichnenden Trendwende in der Geldpolitik aber auch nicht ratsam. Als die US-Notenbank 2013 ankündigte, ihre expansive Vorgehensweise drosseln zu wollen ("taper tantrum"), sank der Goldpreis binnen dreier Jahre um fast 40 Prozent. (gf)


Über das FONDS-professionell Fondsbarometer
FONDS professionell bringt seit Juli 2014 monatlich das FONDS professionell Fondsbarometer – eine Performanceübersicht der FIAP-Aktienfonds-Indizes gereiht nach ihrer Monatsperformance. Daraus wird ersichtlich, welche Fonds gerade "Rückenwind" haben und welche unter Kursverlusten leiden. Damit daraus eine brauchbare Information wird, zeigt die Darstellung auch, wie diese Fondskategorien (Länder, Regionen, Branchen und Themen) über andere Zeiträume abgeschnitten haben – 1 Monat, 3 Monate, 6 Monate, 1 Jahr, 3 Jahre sowie über 5 und 10 Jahre. Die jeweils zehn stärksten und zehn schwächsten Ergebnisse sind farblich hervorgehoben.
Das nächste Fondsbarometer erscheint Anfang Juli 2022.