Auch als langjähriger Marktbeobachter erinnert man sich nur an wenige Phasen, in denen die Marktstimmung so schlecht war wie Ende Juni 2022. Seither wurde einmal mehr deutlich, dass die Börse tendenziell nicht die Ist-Situation, sondern die Zukunft abbildet. Und wenn die gravierendsten Probleme für Wirtschaft und Unternehmen einmal in den Kursen enthalten sind, sollten diese eher steigen als fallen, sogar dann, wenn noch gar kein Ende der Misere in Sicht ist.

Historischer Vergleich
Wie im vorigen Fondsbarometer berichtet, deutet die Marktstatistik der vergangenen 100 Jahre darauf hin, dass nach besonders ungünstigen ersten Halbjahren traditionell günstige zweite Jahreshälften folgen. Ob dies auch 2022 der Fall sein wird, wissen wir nicht, aber ein Anfang ist gemacht.

Der Juli verlief für Aktienfondsbesitzer im Schnitt gut bis sehr gut. Im Durchschnitt verdiente man mit Aktienfonds fast 6,3 Prozent. Fonds, die weltweit anlegen (976 Produkte), erzielten sogar 7,54 Prozent Wertzuwachs, womit sich das Minus im Zwölfmonatsrückblick auf 5,35 Prozent verringerte, per Ende Juni lag der Einjahresverlust noch bei mehr als elf Prozent.

Rückkehr der "Vernunft"
Vergleicht man die Monatssieger im Juli mit jenen aus dem Juni, hat man den Eindruck, dass die "Vernunft" in die Märkte zurückgekehrt ist. Während im Juni auch zukunftsträchtige Bereiche wie "Neue Energien", "Wasser", "Klima" sowie "Ethik und Ökologie" kräftige Einbußen sahen, kam es im Juli vor allem in diesen Sparten zu einem Turnaround. Das mit Abstand stärkste Monatsplus sah dabei "Neue Energien", die in dieser Gruppe enthaltenen 27 Fonds wurden im Mittel um mehr als 16,3 Prozent teurer. Ebenfalls zweistellige Monatsergebnisse lieferten die Branchen "Wasser", "Klima" und "Technologie".

Geografisch betrachtet verlief der Juli 2022 vor allem für Skandinavien-Fonds, US-Fonds sowie für Indien und Australien günstig. Auffällig stark legten auch globale sowie europäische Nebenwertefonds zu.

China stürzt ab
China-Fonds, die neben Biotechnologie im Juni noch als einzige Fondsgruppe deutlich zulegen konnten, gerieten im Juli hingegen unter Druck. Hier haben die jüngsten außenpolitischen Spannungen zwischen den USA und China sowie die Konjunkturschwäche des zweiten Quartals infolge der aufflammenden Corona-Problematik den Höhenflug beendet. China-Fonds bleiben damit weiterhin riskante Portfoliobausteine, ein völliger Verzicht auf eine – vorsichtige – Gewichtung erscheint angesichts der Bedeutung der chinesischen Wirtschaft dennoch nicht ratsam. (gf)


Über das FONDS professionell Fondsbarometer
FONDS professionell bringt seit Juli 2014 monatlich das FONDS professionell Fondsbarometer – eine Performanceübersicht der FIAP-Aktienfondsindizes gereiht nach ihrer Monatsperformance. Daraus wird ersichtlich, welche Fonds gerade "Rückenwind" haben und welche unter Kursverlusten leiden. Damit daraus eine brauchbare Information wird, zeigt die Darstellung auch, wie diese Fondskategorien (Länder, Regionen, Branchen und Themen) über andere Zeiträume abgeschnitten haben – 1 Monat, 3 Monate, 6 Monate, 1 Jahr, 3 Jahre sowie über 5 und 10 Jahre. Die jeweils zehn stärksten und zehn schwächsten Ergebnisse sind farblich hervorgehoben.
Das nächste Fondsbarometer erscheint Anfang September 2022.