Zu den hartnäckigen Börsenmythen zählt auch die Annahme, dass sich aus der Entwicklung der ersten fünf Handelstage des Dow Jones Industrial Average Rückschlüsse auf das Gesamtjahresergebnis ziehen lassen. Zum Glück handelt es sich nur um einen Mythos, denn statistische Auswertungen der letzten 100 Jahre zeigen, dass die Aussagekraft der Jahresauftaktperformance jener eines Münzwurfs nahekommt. Besonders schön sah man dies 2016, der Januar begann katastrophal – schlechtester Wert seit 120 Jahren – das Jahr endete dennoch mit einem Plus von rund 15 Prozent. Es gibt daher keinen Grund, sich wegen der Januar-Performance der Aktienmärkte Sorgen hinsichtlich des Gesamtjahres zu machen. Das heißt natürlich nicht, dass man auch 2022 mit Aktienfonds automatisch zu den Gewinnern zählen wird. Nach drei guten Börsenjahren wären eine Stagnation beziehungsweise ein Rückschlag weder eine Überraschung noch eine Katastrophe.

Angesichts der Möglichkeit, dass Störfaktoren wie Inflation, schwächeres Wirtschaftswachstum und anhaltende politische Spannungen die Börsen 2022 unterm Strich negativ beeinflussen, dürfte man mit einer Verbreiterung der Diversifikation wohl am besten fahren. Wie die jüngsten Zahlen des Fondsdatenspezialisten Mountainview zeigen, wurden Aktienfonds, die global investieren, im Durchschnitt um 6,32 Prozent billiger, im Durchschnitt aller erfassten Aktienfonds lag das Minus bei 6,04 Prozent. Dabei landeten die erfolgreichsten Länder-, Regionen- und Branchen-Fonds der letzten Dekade im Januar fast ausnahmslos unter den Flop 10. Mit mehrheitlich zweistelligen Wertverlusten beendeten die Branchenfonds der Sparten "Pharma", "Wasser", "Technologie", "Neue Energien" und "Biotechnologie" den ersten Monat des Jahres. Ähnlich schwer erwischte es Langzeit-Sieger wie japanische und deutsche Nebenwerte sowie Skandinavien.

Brasilien steigt gegen den Trend
Insgesamt wurden nur sechs Fondsgruppen im Januar teurer, wobei vor allem Brasilien gegen den Trend sogar sehr stark zulegen konnte, wovon auch Lateinamerika profitierte. Brasilienfonds liegen im Zehn-Jahres-Rückblick unter den zehn schlechtesten Fondsgruppen (-40%), selbst relativ erfolgreiche Produkte wie der DWS Invest Brazilian Equities konnten seit 2012 nur etwas mehr als 30 Prozent zulegen. Das Aufholpotenzial ist in diesem Bereich somit beträchtlich. Auffallend stark zeigt sich zuletzt auch "Indien". Nach mehrjähriger Flaute konnten Indien-Fonds nach dem Corona-Crash Anfang 2020 im Gleichschritt mit den Leitbörsen zulegen, in der Korrektur im Januar hielt sich der Sensex 30 Index der Börse Mumbai jedoch vergleichsweise gut.

Im Bereich der Branchenfonds konnte nur "Energie" zulegen. Fonds, die in "Rohstoffe" (ohne Edelmetall) investieren, konnten den positiven Trend der letzten zwölf Monate fortsetzen, büßten im Januar aber doch fast zwei Prozent an Wert ein.

New Energy wieder interessant
Die Sparte "New Energy" setzte auch im Januar ihre Korrekturphase fort, wobei der Monatsverlust mit mehr als zwölf Prozent im Durchschnitt der 18 erfassten Fonds beträchtlich ausfiel. Bei ausreichend langem Anlagehorizont werden diese Fonds für all jene, die den ersten Höhenflug verpasst haben, wieder interessant. Im Durchschnitt liegen sie aktuell wieder bis zu 20 Prozent unter den im Herbst des Vorjahres erreichten Höchstständen. Im Dreijahresrückblick liegen diese Fonds auch nach der jüngsten Gegenbewegung aber immer noch mehr als 84 Prozent im Plus und damit auf Platz eins aller hier beobachten Fondsgruppen. Da sich an den Gründen für die hohe Nachfrage der letzten Jahre nichts geändert hat, ist eine Fortsetzung des langjährigen Aufwärtstrends wahrscheinlich. (gf)


Über das FONDS-professionell Fondsbarometer
FONDS professionell bringt seit Juli 2014 monatlich das FONDS professionell Fondsbarometer – eine Performanceübersicht der Mountain-View-Aktienfonds-Indizes gereiht nach ihrer Monatsperformance. Daraus wird ersichtlich, welche Fonds gerade "Rückenwind" haben und welche unter Kursverlusten leiden. Damit daraus eine brauchbare Information wird, zeigt die Darstellung auch, wie diese Fondskategorien (Länder, Regionen, Branchen und Themen) über andere Zeiträume abgeschnitten haben – 1 Monat, 3 Monate, 6 Monate, 1 Jahr, 3 Jahre sowie über 5 und 10 Jahre. Die jeweils zehn stärksten und zehn schwächsten Ergebnisse sind farblich hervorgehoben.
Das nächste Fondsbarometer erscheint Anfang März 2022.