Die derzeit aktive Investorengeneration erlebt in diesen Tagen zum ersten Mal so richtig, was unter dem Begriff "politisches Risiko" zu verstehen ist. Der Einmarsch Russlands in der Ukraine ist nicht die erste kriegerische Handlung mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die Finanzmärkte – die Liste reicht vom Bürgerkrieg im früheren Jugoslawien über die Irak-Feldzüge bis hin zur Auseinandersetzung in Syrien. Auch Russland war bereits 2008 in kriegerische Handlungen mit Georgien verwickelt. Aber eine derart offene Konfrontation einer Atommacht mit dem gesamten Westen ist eine neue Situation. Und das bekommen auch Fondsanleger zu spüren.

Wer im Rahmen einer – grundsätzlich empfehlenswerten – internationalen Diversifikation Russland-Fonds im Portfolio hat, sah auf dem Papier im Februar einen Monatsverlust von exakt 50 Prozent, wobei dies nur einen Teil der Katastrophe widerspiegelt, denn ob und wann russische Aktien wieder problemlos handelbar sind, ist derzeit offen. Da russische Papiere auch fixer Bestandteil von Osteuropa- und Südosteuropa-Fonds sind, kam es auch bei diesen Produkten zu Verlusten, Osteuropa verlor exakt ein Drittel, bei Südosteuropa hielten sich die Preisrückgänge mit fast sieben Prozent Monatsverlust noch in Grenzen. Dass aktuell schon die geographische Nähe zur Krisenregion Ängste auslöst, lässt sich auch an der Entwicklung von Deutschland- und Österreich-Fonds ablesen, die im Monatsverlauf jeweils rund sechs Prozent billiger wurden. Insgesamt war der Februar vor allem für Europas Aktienmärkte ein schwarzer Monat.

Rohstoffe profitieren
Wenn Kapital auf der einen Seite abgezogen wird, muss es auf der anderen Seite irgendwo reinvestiert werden. Und das war im Aktienbereich vor allem der Edelmetall-Sektor. Der reflexhafte Kauf von Gold und Silber in Krisenzeiten bescherte den 35 von Mountainview beobachteten, auf diesen Bereich spezialisierten Fonds im Vormonat fast 13 Prozent Wertzuwachs. Deutlich weniger stark legten "Rohstoffe divers" zu, die 4,86 Prozent Plus verzeichneten. Insgesamt konnten nur 13 Fondskategorien im Februar Gewinne verbuchen, die Mehrzahl der Produkte bilanzierte negativ. Die Kategorien "Welt" (920 Fonds) verloren im Schnitt, 2,91 Prozent an Wert, für alle Aktienfonds (Branchen, Themen und Regionen) lag das Minus bei 3,41 Prozent.

Diversifikation bleibt Gebot
Ob es zu einer Bereinigung des Konflikts in der Ukraine kommt, ist aktuell nicht seriös einschätzbar, weil es von einer Vielzahl von Faktoren abhängig sein wird. Für Investoren hat sich historisch als beste Strategie erwiesen, nicht kurzfristig zu reagieren, sondern an der ursprünglich gewählten Strategie festzuhalten. (gf)


Über das FONDS professionell-Fondsbarometer
FONDS professionell bringt seit Juli 2014 monatlich das FONDS professionell-Fondsbarometer – eine Performanceübersicht der Mountain-View-Aktienfonds-Indizes gereiht nach ihrer Monatsperformance. Daraus wird ersichtlich, welche Fonds gerade "Rückenwind" haben und welche unter Kursverlusten leiden. Damit daraus eine brauchbare Information wird, zeigt die Darstellung auch, wie diese Fondskategorien (Länder, Regionen, Branchen und Themen) über andere Zeiträume abgeschnitten haben – 1 Monat, 3 Monate, 6 Monate, 1 Jahr, 3 Jahre sowie über 5 und 10 Jahre. Die jeweils zehn stärksten und zehn schwächsten Ergebnisse sind farblich hervorgehoben.
Das nächste Fondsbarometer erscheint Anfang April 2022.