Die Frage, ob man sich als Investor über einen signifikanten Anstieg der Edelmetallpreise freuen sollte, ist nicht ohne weiteres zu beantworten. Dass eine solche Entwicklung für Inhaber entsprechender Fonds günstig ist, vor allem für jene, die rund um die historischen Höchstkurse der Jahre 2012 und 2013 eingestiegen sind, liegt auf der Hand, allerdings müssen sich auch diese Anleger die Frage nach dem "Warum" stellen. Generell könnten ein Siebenjahreshoch der Goldnotierung in US-Dollar beziehungsweise ein historischer Höchstpreis, wenn man den Preis in Euro berechnet, auch Bedenken wecken.

Die Goldhausse ist nach Ansicht vieler Kommentatoren Ausdruck der weltweiten Verunsicherung der Sparer, und diese ist durchaus begründet. Einerseits bleibt die weltpolitische Situation angespannt beziehungsweise verschärfte sich zuletzt sogar noch einmal, andererseits wirkt sich das auch auf die Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft aus. Nach jüngsten Weltbankschätzungen bleiben die Aussichten für 2020 allenfalls verhalten. 2019 legte das globale BIP im Vorjahresvergleich um 2,4 Prozent zu, in diesem Jahr sollten es 2,5 Prozent sein – womit der frühere Prognosewert von 2,7 Prozent nach unten revidiert wurde.

Ein Argument, das derzeit abseits allfälliger Krisenängste für Gold spricht, sind die Null- beziehungsweise Negativzinsen. Nicht wenige Anlageexperten lehnen Edelmetallinvestitionen ab, weil diese naturgemäß keinerlei Erträge bringen, Gewinne lassen sich ausschließlich über Preisanstiege erzielen. Da dies mittlerweile aber auch auf traditionelle Investmentvehikel wie Bankeinlagen und viele Anleihekategorien zutrifft, gibt es keinen Grund, nicht auch in Gold als Diversifikationsinstrument zu investieren.

Jahr der Emerging Markets?
Mehr als Goldfondsinhaber verdienten im Dezember nur jene Fondsbesitzer, die "Brasilien" beziehungsweise "Lateinamerika" in ihren Depots gewichten. Der im Vormonat erwähnte Optimismus der Lateinamerikaexperten bezüglich der weiteren Entwicklung in Brasilien erwies sich damit als korrekt. Zerlegt man die erwähnte Konjunkturprognose der Weltbank in die Schätzungen für Industrie- und Wachstumsstaaten liegen die Schätzwerte bei 1,4 (nach 1,6) Prozent und 4,1 (nach 3,5) Prozent. Und betrachtet man die Monatsstatistik für den Dezember, fällt auf, dass sich unter den ertragreichsten zehn Fondskategorien auch "Großchina", "China", "Russland" und "Emerging Markets" finden.

Verlierer im Sinn des Wortes gab es im Dezember kaum. Nur Fonds, die in "Australien" und "Thailand" investieren, beendeten den Monat im Minus, im Durchschnitt legten alle beobachteten Fondsgruppen 2,65 Prozent zu.

Sehr gutes Jahr für Aktionäre
Insgesamt verlief 2019 für Aktienfondsinhaber erfreulich. Im Durchschnitt wurden Aktienfonds mehr als 23 Prozent teurer, die bei Mountain View 830 Produkte umfassende Kategorie der weltweit investierenden Fonds beendete das Jahr mit einem Plus von 23,7 Prozent.

Da Ende Dezember das zweite Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts endete, lohnt sich auch ein Blick auf die Zehnjahresergebnisse. Dass hier Biotechnologie und Technologie an der Spitze stehen, überrascht nicht weiter, wenn man weiß, dass der US-Technologieindex Nasdaq jüngst einen neuen historischen Höchststand erreichte. Davon profitierte natürlich auch die Fondsgruppe, die nach ihrer geografischen Orientierung als "Nordamerika" bezeichnet wird. Weniger auffällig war die herausragende Performance deutscher, europäischer sowie japanischer Nebenwerte. Small Caps sind traditionell eine Spielwiese für aktive Fondsmanager, und die Statistik stellt ihnen zumindest für die letzte Dekade ein gutes Zeugnis aus.

FIAP AktienfondsindexAnzahl Fonds10 Jahre
Biotechnologie17371,02
Technologie/IT67266,91
Deutschland Small Caps16241,68
Gesundheit/Pharma60225,38
Nordamerika41203,30
Thailand3199,95
USA254188,48
Europa Small Caps99183,11
Skandinavien15178,21
Japan Small Caps23177,83
Korea515,73
Neue Energien1215,29
Lateinamerika279,35
Afrika53,25
Brasilien6-4,67
Edelmetalle33-6,10
Energie22-9,17
Rohstoffe divers39-12,74
Türkei9-17,15
Südosteuropa3-18,75


"Übliche Verdächtige" auf der Verliererseite
Sieht man sich die Verlierer der vergangenen Dekade an, liegt "Südosteuropa" auf Platz 1, gefolgt von der "Türkei" – beides überrascht nicht. Europas Südosten weckte im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts noch reichlich Hoffnungen auf einen beschleunigten Annäherungsprozess an den Westen des Kontinents. Diese Hoffnungen haben sich infolge der Finanz- und der Euro-Krise als trügerisch erwiesen. Und weil auch Teile des industriell entwickelten Europas in der letzten Dekade im globalen Vergleich hinterherhinkten, gelang dem strukturell schwachen Südosten bis heute keine Rückkehr auf den Wachstumspfad. Dass die politische Entwicklung in der Türkei auch Auswirkungen auf den Kapitalmarkt hat, liegt auf der Hand.

Auch die Branchensegmente "Energie" und "Neue Energien" enttäuschten in den Jahren seit 2010. Fonds, die hier investieren, sind ein  "Opfer" des anhaltend tiefen Ölpreises, der nach einem Höhenflug in den Jahren 2011 bis 2014 bis auf etwa 30 US-Dollar pro Fass abstürzte und sich seit Anfang 2016 nur zaghaft erholen konnte. Billiges Öl senkt naturgemäß die Nachfrage nach allen alternativen Energiequellen.

Allerdings könnte die Klimadiskussion bei diesem Thema zu einer nachhaltigen Veränderung führen – es wäre keine Überraschung, sollten Fonds, die in "Neue Energien" investieren, die nächste Dekade unter den erfolgreichsten Fondsgruppen beenden. (gf)


Über das FONDS professionell-Fondsbarometer
FONDS professionell bringt seit Juli 2014 monatlich das FONDS professionell Fondsbarometer – eine Performanceübersicht der FIAP-Aktienfonds-Indizes gereiht nach ihrer Monatsperformance. Daraus wird ersichtlich, welche Fonds gerade "Rückenwind" haben und welche unter Kursverlusten leiden. Damit daraus eine brauchbare Information wird, zeigt die Darstellung auch, wie diese Fondskategorien (Länder, Regionen, Branchen und Themen) über andere Zeiträume abgeschnitten haben – 1 Monat, 3 Monate, 6 Monate, 1 Jahr, 3 Jahre sowie über 5 und 10 Jahre. Die jeweils zehn stärksten und zehn schwächsten Ergebnisse sind farblich hervorgehoben.
Das nächste Fondsbarometer erscheint Anfang Februar.