Wer in diesen Tagen die Börsenentwicklung mit der Nachrichtenlage vergleicht, könnte die Theorie der effizienten Kapitalmärkte in Zweifel ziehen. Wie ist es möglich, dass die Börse Istanbul im Februar sieben Prozent steigt, während sich Westeuropa die Frage stellt, ob die Türkei noch als Demokratie zu bezeichnen ist? Nun, grundsätzlich sind Demokratie und Meinungsfreiheit keine notwendigen Voraussetzungen dafür, dass Aktiengesellschaften Geld verdienen – wie China seit vielen Jahren demonstriert.

Tatsächlich ist die in der Regel in Schwellenländern anzutreffende politische Instabilität auch ein Investitionsmotiv, weil sie erstens für tiefe Bewertungen sorgt und zweitens die Phantasie in sich trägt, dass sich die Lage im Laufe der Zeit tendenziell verbessern könnte. Schon der letzte Wahlsieg Erdogans Anfang November 2015 wirkte sich auf türkische Aktien sowie die Währung des Landes extrem günstig aus. Der Aktienindex legte binnen eines Tages 6,5 Prozent zu, die türkische Lira verteuerte sich gegenüber dem US-Dollar um rund fünf Prozent. Damals wurde dies mit der Hoffnung auf eine "Stabilisierung" der Situation erklärt.

Aktuell muss man sich wohl eher an den inzwischen erreichten tiefen Bewertungsniveaus türkischer Aktien orientieren, will man die Entwicklung verstehen. Mitte Februar lag das Kurs-/Gewinn-Verhältnis unter zehn. Das heißt einerseits, dass hier schon sehr viel Pessimismus eingepreist war, und lässt andererseits erwarten, dass jede positive Überraschung für kräftige Bewertungssprünge sorgt. Dass jedes Türkei-Investment zum aktuellen Zeitpunkt dennoch eine höchst riskante Spekulation darstellt, liegt auf der Hand.

Brasilien und Indien bleiben stark
Wer etwas wenige riskante Investments bevorzugt, aber nach Märkten sucht, die aktuell einiges Momentum aufweisen, findet derzeit in Indien, Brasilien, aber auch in den Branchen "Pharma/Biotech" und "Versorger" potenzielle Kandidaten. Indien und Brasilien schafften es im Februar unter die fünf ertragsstärksten Fondsgruppen unseres Rankings. Russland – im Drei-Monats-Rückblick der stärkste Markt – sah hingegen ein Minus von 4,32 Prozent, womit es im Monatsvergleich auf den letzten Platz rutschte.

Auf Branchenebene fällt das gute Abschneiden der Sparte "Neue Energien" auf. Unternehmen, die mit Hilfe von Wind, Sonne oder Wasser Strom erzeugen, zählen sowohl auf Jahressicht als auch im Zehn-Jahres-Rückblick zu den zehn schlechtesten Performern. Langfristig lässt sich das mit den tiefen Preisen fossiler Brennstoffe erklärt. In jüngerer Zeit wurde dieser Trend noch durch die zu befürchtende Abwendung der USA von diesem Thema verstärkt. Betrachtet man die Sparte aber längerfristig, wird deutlich, dass hier schon seit Ende 2011 ein Erholungsprozess läuft, in dessen Verlauf schon etwa die Hälfte der 2008 erfolgten massiven Wertverluste ausgeglichen wurden. Da – sehr langfristig betrachtet – kein Weg an alternativen Energiequellen vorbeiführt, könnte man als entsprechend langfristig orientierter Investor über ein Engagement nachdenken.

Deutschlands Börsen pausieren
Ein vorläufiges Ende erlebten deutsche Aktien beziehungsweise Fonds, die in selbige investieren, im Februar. Während sie im Drei-Monats-Rückblick mit fast zehn Prozent Plus noch unter den zehn besten Märkten rangieren, landeten sie im Vormonat mit durchschnittlich 1,56 Prozent Verlust am unteren Ende des Monatsvergleichs. Jegliche Prognose bezüglich des weiteren Jahresverlaufs dürfte im Wesentlichen davon abhängen, wie man den Ausgang der Wahlen in Frankreich, den Niederlanden und in Deutschland selbst einschätzt. (gf)


Über das FONDS-professionell Fondsbarometer
FONDS professionell bringt seit Juli 2014 monatlich das FONDS-professionell-Fondsbarometer – eine Performanceübersicht der FIAP-Aktienfonds-Indizes gereiht nach ihrer Monatsperformance. Daraus wird ersichtlich, welche Fonds gerade "Rückenwind" haben und welche unter Kursverlusten leiden. Damit daraus eine brauchbare Information wird, zeigt die Darstellung auch, wie diese Fondskategorien (Länder, Regionen, Branchen und Themen) über andere Zeiträume abgeschnitten haben – 1 Monat, 3 Monate, 6 Monate, 1 Jahr, 3 Jahre sowie über 5 und 10 Jahre. Die jeweils zehn stärksten und zehn schwächsten Ergebnisse sind farblich hervorgehoben.

Das nächste Fondsbarometer erscheint Anfang April.