Der bekannte US-Hedgefondsmanager Paul Tudor Jones brachte die Lage Anfang Mai auf den Punkt: "Man kann sich kaum ein schlechteres Umfeld für Finanzanlagen vorstellen als das, in dem wir uns derzeit befinden. Es ist klar, dass man weder Anleihen noch Aktien besitzen will", erklärte gegenüber US-Medien. Die Kombination aus einem Krieg in Europa, einem massiver Inflationsanstieg und die Aussicht auf kräftig steigende Leitzinsen trotz einer sich ankündigenden Rezession ist tatsächlich eine Situation, die die meisten heute aktiven Investoren in ihrem bisherigen Leben noch nicht erleben mussten. 

Das Ergebnis dieser Gemengelage spiegelt sich in der Monatsübersicht der wichtigsten 52 Aktienfondskategorien für den April klar wider: Sieht man von der Türkei ab, konnten sich nur die sechs Branchenfonds, die in den Agrarsektor investieren, der Talfahrt des Vormonats entziehen. Türkei-Fonds legten fast 14 Prozent zu und retteten damit auch den zwei von MountainView erfassten Südosteuropa-Fonds eine schwarze Null, angesichts der extremen Volatilität türkischer Aktien und der hohen Inflation im Land – die Inflationsrate lag zuletzt bei 70 Prozent – ist der Markt nur für Spekulanten interessant.

Technologie-Crash
Nur Agrikultur-Fonds, zu denen etwa der "DJE Agrar & Ernährung" zählt, konnten ihren Wert im April halten. Der Rest der Aktienfondswelt erlitt binnen 30 Tagen Verluste in der Bandbreite zwischen 0,74 Prozent (Indien, 37 Fonds) und 11,17 Prozent ("Technologie/IT" 95 Fonds). Auch die zuletzt erfolgreichen Fonds, die in Lateinamerika beziehungsweise Brasilien anlegen, büßten fast zehn Prozent an Wert ein.

Einen regelrechten Crash erlebte der Technologiesektor, der infolge einer Flucht aus "Wachstumswerten" Monatsverlierer war, wobei die elf Prozent, die bei den Fonds im Mittel verloren wurden, verbergen, dass prominente Werte wie Alphabet, Amazon, Tesla, Paypal oder Netflix seit Jahresbeginn zwischen 20 und mehr als 60 (!) Prozent Kursverlust sahen. 

Aktien sind derzeit alternativlos
Betrachtet man den Durchschnitt aller Fonds beziehungsweise der Fonds, die in die geografische Gruppe "Welt" zählen, lag der Monatsverlust bei etwa 4,5 Prozent. Und das ist wiederum vergleichsweise wenig, wenn man die Schwierigkeit der Lage und die Unsicherheit über die weitere Entwicklung berücksichtigt. Aktien könnten in den kommenden Monaten durchaus vom Umstand gestützt werden, dass es praktisch keine Anlagealternativen gibt und eine Flucht in Cash angesichts drohender zweistelliger Inflationsraten wenig attraktiv erscheint.

Tatsächlich geht es derzeit wahrscheinlich sehr vielen Anlegern auch gar nicht mehr um die Jagd nach Rendite, sondern vielmehr um die Erhaltung des Bestehenden. Und dabei ist eine breite Auswahl an erfolgreichen Unternehmen aktuell der wichtigste Baustein. (gf)


Über das FONDS-professionell Fondsbarometer
FONDS professionell bringt seit Juli 2014 monatlich das FONDS professionell Fondsbarometer – eine Performanceübersicht der FIAP-Aktienfonds-Indizes gereiht nach ihrer Monatsperformance. Daraus wird ersichtlich, welche Fonds gerade "Rückenwind" haben und welche unter Kursverlusten leiden. Damit daraus eine brauchbare Information wird, zeigt die Darstellung auch, wie diese Fondskategorien (Länder, Regionen, Branchen und Themen) über andere Zeiträume abgeschnitten haben – 1 Monat, 3 Monate, 6 Monate, 1 Jahr, 3 Jahre sowie über 5 und 10 Jahre. Die jeweils zehn stärksten und zehn schwächsten Ergebnisse sind farblich hervorgehoben.
Das nächste Fondsbarometer erscheint Anfang Juni 2022.