Der gelungene Neustart Chinas nach der Aufhebung der Null-Covid-Politik und ein sich abzeichnendes kräftiges Wachstum in den USA könnten zuversichtlich stimmen. Norbert Frey, Leiter Fondsmanagement der Fürst Fugger Privatbank in Augsburg, zeigt sich allerdings unbeeindruckt: "Das alles ändert nichts am grundsätzlichen Inflationsproblem. Im Gegenteil: Es kann sich sogar noch verschärfen."

Je länger die Wirtschaft boome und neue Arbeitsplätze schaffe, desto dauerhafter dürfte die ohnehin hartnäckige Dienstleistungsinflation werden. "Dass die Notenbanken bald die Zinsanhebungen beenden, dürfte jedenfalls vom Tisch sein", meint Frey. Auch wenn sich die Unternehmensgewinne bislang überraschend gut gehalten hätten, sei die Kursrally der vergangenen Wochen vor diesem Hintergrund schwer nachvollziehbar.

Nicht zu viel Optimismus aus dem Markt herauslesen
"Es ist gefährlich, zu viel Inflations-, Zins- und Konjunkturoptimismus aus dem Marktverhalten herauszulesen", mahnt Frey. So könne die hohe Nachfrage nach Unternehmensanleihen auch bedeuten, dass Investoren mit einem Anlagehorizont von mehr als sechs Monaten Zweifel an der Nachhaltigkeit von Unternehmensgewinnen und Aktienbewertungen hegen. Frey warnt: "Wir können uns vorstellen, dass die derzeitige Rally in der zweiten Jahreshälfte ein schnelles Ende nimmt." Sein Rat: Bei Anlageentscheidungen verstärkt auf die fundamentalen Bewertungen achten. (fp)