Der von der lockeren Geldpolitik der Notenbanken getriebene Aufwärtstrend an den Aktienmärkten wird sich vorerst fortsetzen. Zu diesem Fazit kamen die vier Branchengrößen Ariel Bezalel (Jupiter), Bruno Crastes (H2O), Klaus Kaldemorgen (DWS) und Olgerd Eichler (Mainfirst) die am Mittwoch (29. Januar) auf Einladung von Dachfondspionier Eckhard Sauren auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim über die Lage an den Kapitalmärkten diskutierten.

"Die Bewertungen bei Aktien machen mir keine Angst", sagte DWS-Manager Kaldemorgen. "Was mich nervös macht, ist die Diskrepanz zwischen den hoch und den moderat bewerteten Titeln." Als Beispiele führte er Tesla und Volkswagen an. Der erstgenannte baue kaum Autos und verbrenne Geld, weise aber eine höhere Marktkapitalisierung auf als der Massenhersteller VW, der solide Gewinne erwirtschafte. "In einigen Unternehmen ist viel Zukunft eingepreist", folgerte Kaldemorgen.

Wende zu Value
Eichler wiederum erwartete eine Wende von Growth zu Value. "Es gibt einen großen Bewertungsunterschied zwischen beiden Stilen. Einige Wachstumswerte notieren zum doppelten Preis von Value", so der Mainfirst-Mann. Er erwarte, dass sich die Aussichten für das Wirtschaftswachstum aufhellen. Im Zuge dessen werde es zu einem Favoritenwechsel kommen. "Growth hat jeder schon, Value wollte bislang keiner". Die Geldschwemme würde zudem dafür sorgen, dass die Aktienkurse klettern, auch wenn die Unternehmensgewinne nicht mehr zulegen.

Im Anlagejahr 2020 lauern jedoch auch mögliche Gefahren, die Turbulenzen nach sich ziehen könnten. "Einige Anleger sind noch nicht in den Aktienmarkt zurückgekehrt", sagte Crastes. Dies würden sie bis Mitte des Jahres nachholen. "Danach müssen wir mit Schwankungen rechnen", warnte der H2O-Manager. Seiner Ansicht nach bieten sich Chancen bei qualitativ guten Unternehmen, welche die Investoren übersehen und die deshalb günstig bewertet seien. Als Beispiel nannte er den Automobilsektor.

Liquidität könnte austrocknen
Gerade diese Branche sieht Kaldemorgen hingegen als völlig zurecht abgestraft. "Manche Valuetitel sind aus gutem Grund billig, weil ihnen der Wind ins Gesicht bläst, etwa den Autoherstellern", sagte der DWS-Manager. Grundsätzlich hält Kaldemorgen aber Dividendentitel für die bessere Wahl. "Jede Aktie ist besser als eine Unternehmensanleihe." Er nutze aber US-Staatsschuldtitel, um das Aktienportfolio zumindest zum Teil abzusichern.

Auch Bondmanager Bezalel bevorzugt hochliquide Papiere guter Bonität. "Der Renditehunger der Investoren hat zu einem Schwund der Rendite geführt", sagte der Jupiter-Mann. Er erkenne aber in einigen Teilbereichen des Anleihenmarktes, etwa bei ausgewählten Hochzinsanleihen, durchaus noch Chancen. Bezalel erwartet, dass die Notenbanken weiterhin an den Märkten eingreifen. Doch sie seien nicht mehr in der Lage, mit ihrer laxen Geldpolitik die Märkte so zu unterstützen wie in der großen Finanzkrise. "Wenn eine Rezession aufkommen sollte, könnte die Liquidität an den Märkten rapide austrocknen", warnte der Anleihenmanager. (ert)