Es war im Jahr 2007, als der US-Hypothekenmarkt zusammenklappte und die internationale Finanzkrise auslöste. Aufgrund der kräftigen Zinsschritte, die die Notenbank Federal Reserve (Fed) zuletzt unternommen hat, und der Auswirkungen für Darlehensnehmer befürchten manche Kapitalmarktexperten, das Drama könne sich bald wiederholen. Cormac Weldon, Leiter US-Aktien beim britischen Fondsanbieter Artemis, Co-Manager des Artemis US Select sowie des Artemis US Smaller Companies, sieht das jedoch nicht so.

Um die Inflation in Schach zu halten, hat die Fed die Zinsen seit März 2022 schneller und massiver erhöht als andere Zentralbanken. Dies hat zur Folge, dass sich der durchschnittliche Zinssatz für 30-jährige festverzinsliche Hypothekendarlehen innerhalb von zwei Jahren auf 6,39 Prozent verdoppelt hat. "Seit geraumer Zeit geht man weithin von einer Rezession aus", schreibt Weldon in einem aktuellen Marktkommentar. Sollte dieses Szenario eintreten, könne es in den USA erneut zu gravierenden Problemen am Immobilienmarkt kommen. 

Durchschnittlicher Hauspreis um neun Prozent gefallen
"Zweifellos sind die heutigen Zinsen schmerzhaft", so Weldon. Für Käufer, die in den USA eine durchschnittlich bepreiste Immobilie mit einem Eigenkapitalanteil von 20 Prozent erwerben, dürften die Zinszahlungen von rund 1.800 US-Dollar pro Monat auf zirka 2.500 Dollar steigen, vermutet er. Der durchschnittliche Hauspreis ist im ersten Quartal dieses Jahres um neun Prozent gefallen.

"Aber wir schreiben nicht das Jahr 2007. Banken haben nicht leichtfertig Kredite vergeben und Schulden gebündelt, um ihr irrsinniges Handeln zu verbergen", relativiert Weldon die Situation. Die Häuserpreise seien zwar gesunken, hätten zwischen dem Ende des ersten und dem des vierten Quartals 2022 aber um fast 50 Prozent zugelegt. "Es scheint also eher, dass der Markt eine Verschnaufpause einlegt", schreibt der Experte.

Dem Zinsanstieg gelassen zusehen
Zudem lägen Hypotheken in den USA in neun von zehn Fällen enorm langlaufende Verträge zugrunde, wobei der Zinssatz im Allgemeinen zwischen drei und vier Prozent betrage. "Fallen die Zinsen, können Hausbesitzer neu verhandeln. Bei einem Zinsanstieg sehen sie gelassen zu", so Weldon. Direkt betroffen von den heutigen Zinsen seien im Grunde nur Erstkäufer oder diejenigen, die umziehen. 

Hinzu komme, dass auch in den USA Wohnungsknappheit herrscht. "Da Bauträger seit der Weltfinanzkrise mehr Vorsicht walten ließen, besteht nun Nachholbedarf", erklärt Weldon. Viele Unternehmen hätten sich an die aktuellen Herausforderungen angepasst. "Sie bieten größere Anreize zur Belebung der Nachfrage und bauen kleinere Häuser", so Weldon. Das sei ermutigend. (am)


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