Geschlossene Kneipen und Restaurants, leere Konzerthallen und Theater, kein Urlaub auf Malle oder den Malediven: Die Coronakrise und die mit ihr verbundenen Lockdowns haben die Deutschen seit dem Frühjahr 2020 reihenweise zum Sparen gezwungen. Ihr Geldvermögen erhöhte sich dank deutlich geringerer Ausgaben 2020 um knapp sieben Prozent auf den Rekordwert von fast sieben Billionen Euro, meldet die DZ Bank. Und der Trend zeigt weiter aufwärts: Ende 2022 dürften es nach Einschätzungen der genossenschaftlichen Zentralbank knapp acht Billionen Euro sein.

Der massive Vermögensaufbau ist aber zu einem beträchtlichen Teil auch der unvermutet erwachten Euphorie für den Aktienmarkt geschuldet - rund ein Vierteljahrhundert nach dem Börsengang der "Telekom-Volksaktie". Trotz massiver Kurseinbrüche zu Beginn der Krise verfielen die Deutschen nicht in Panikverkäufe. Im Gegenteil investierten sie 2020 mit über 40 Milliarden Euro rund dreimal so viel Geld in Aktien wie im Durchschnitt der Vorjahre.

 

1) einschließlich Organisationen ohne Erwerbszweck; 2) einschließlich Zertifikaten; 3) u.a. Ansprüche aus Pensionsversicherungen sowie sonstige Beteiligungen und Forderungen;  Quelle: DZ Bank

Besonders beliebt waren dabei Anlagen in Investmentfonds, die neben Renditechancen auch bessere Möglichkeiten zur Risikostreuung bieten als Einzeltitel. DZ-Ökonom Michael Stappel prognostiziert, dass das private Fondsvermögen im kommenden Jahr die Schallmauer von einer Billion Euro durchbrechen könnte. Zum Vergleich: 2020 waren noch 830 Milliarden Euro in Fonds investiert.

Noch viel Luft nach oben
Dabei könnten Deutschlands Haushalte noch weitaus mehr am Kapitalmarkt abstauben: Ihr Engagement in Wertpapiere beträgt weniger als ein Fünftel der Summe, die in Sichteinlagen und Bargeld fließt. Ganze 28,5 Prozent des privaten Geldvermögens waren Ende 2020 überhaupt nicht investiert, sondern versauerten trotz Niedrigzinsen oder sogar Minuszinsen auf dem Girokonto. Stappel spricht daher von einem Geldanlagestau. Zwar erwartet der Ökonom, dass mit dem Ende der Corona-Maßnahmen deutlich weniger Geld auf die hohe Kante gelegt wird. Trotzdem würden Bargeld und Sichteinlagen auch im kommenden Jahr 40 Prozent des Geldvermögens ausmachen – Anlagen in Investmentfonds hingegen lediglich 12,6 Prozent. (fp)