Ein neues Investitionsprogramm hier, ein zusätzliches Sondervermögen dort und dazu noch Staatsgarantien für Banken und Einlagen. In der Folge steigen die Schuldenstände in den Industrieländern auf neue Rekordstände. Das zeigte Frank Fischer, Geschäftsführer und Chefinvestor der Asset-Management-Boutique Shareholder Value Management, auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim anhand einer beeindruckenden 200-Jahres-Grafik. "Wir steuern auf ein enormes Schuldenproblem zu", ist er überzeugt. Doch er prophezeit weder Staatspleiten noch Hyperinflation. 

"Gameplan" der Politik
Fischer, der unter anderem den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen managt, präsentiert einen anderen "Gameplan" der Politik mit zwei Komponenten. Auf der einen Seite übernähmen die Regierungen immer stärker die Kontrolle über die Notenbankenpolitik, beispielsweise über Staatsgarantien für Banken oder deren Einlagen. "Wenn etwas schief läuft, rückt die Kavallerie an", sagt Fischer, und zwar in Form von neuen Staatsgarantien, Anleihenkäufen und Zinssenkungen.

So steuere der Staat am Ende die Geldmenge, die Inflation und das nominale BIP-Wachstum. Zugleich geben die Regierungen massiv Staatsanleihen aus, etwa Österreich eine hundertjährige Anleihe mit einem Kupon von 0,85 Prozent, die 2020 emittiert wurde und heute bei rund 45 Prozent des Nennwerts notiert. Nominalwertorientierte institutionelle Anleger wie Pensionsfonds und Versicherungen müssen aufgrund der Regulierungsvorgaben "sichere" Anleihen kaufen, unabhängig von der realen Rendite. Fischer: "Damit wird sichergestellt, dass die Zinsen unterhalb der Inflation bleiben." Auf eine solche Politik der "finanziellen Unterdrückung" mit negativen realen Zinsen müssen sich Anleger seiner Meinung nach noch für viele Jahre einstellen.

"Warten auf die Kavallerie"
"Aktien sind die beste Antwort auf die finanzielle Unterdrückung", so Fischer. Er sieht sich dabei in der Tradition von Warren Buffett. Der hatte 1999 in einem Beitrag im Magazin "Fortune" ein entscheidendes Wort erwähnt, und das hat Fischer in dem Artikel fett unterstrichen: "Moats" – zu deutsch "Burgräben". Firmen und Produkte bräuchten eine starke Marktposition sowie breite und tiefe Burggräben, um diese Marktposition zu verteidigen. Das sind die Firmen, die Fischer mit seinem "Modern Value"-Ansatz sucht. 

Unbedingt vermeiden sollten Anleger nach Ansicht von Fischer langfristig Anleihen, die seiner Überzeugung nach auf Dauer negative Realzinsen bringen, ebenso wie hochbewertete Wachstumsaktien. "Wir suchen wunderbare Qualitätsfirmen mit breiten Burggräben, Preissetzungsmacht und einer Sicherheitsmarge", sagt Fischer. Als Beispiele führt er den Rückversicherer Scor und das Pharmaunternehmen Sartorius Stedim Biotech an. Der nächste Bullenmarkt kommt sicher, ist Fischer überzeugt. Allerdings erst dann, wenn wieder die Kavallerie in Gestalt von Notenbanken und Finanzpolitik anrückt. (jh)