Eine Rezession in Europa scheint unvermeidbar, schreibt Frank Fischer, Chef der Frankfurter Fondsboutique Shareholder Value Management, in einem aktuellen Marktkommentar. "Was also tun? Den Kopf in den Sand stecken? Nein, natürlich nicht!", meint Fischer. Auch wenn es wohl noch eine Weile dauern werde, bis das Schlimmste ausgestanden sei.

Derzeit fehle es dazu an den Kapitalmärkten an Impulsen und an Liquidität. Denn zum einen drehten die Zentralbanken weiter an der Zinsschraube. Zum anderen entziehe vor allem die US-Notenbank durch ihre Politik des Quantitative Tightening dem Markt jeden Monat voraussichtlich rund 95 Milliarden US-Dollar an Liquidität. Das fehle der Börse nun, stellt Fischer fest. "Deshalb ist auch weiterhin zur Vorsicht zu raten", so der Fondsmanager des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen.

Pulver noch trocken halten
Mit sinkenden Unternehmensgewinnen gebe es einen weiteren Faktor, den man nicht aus den Augen verlieren dürfe. Viele Firmen hätten sich in den vergangenen Monaten an die Situation angepasst und Lieferketten sowie Logistik neu ausgerichtet. Aktuelle Zahlen zeigten jedoch, dass bei vielen nun die Lager voll, aber die Auftragseingänge rückläufig seien. "Jetzt müssen die Preise gesenkt werden, was wiederum die Unternehmensgewinne belastet", erläutert Fischer. "Das wird sich auf die Bilanzen auswirken und beeinflusst die Aktienkurse dieser Unternehmen negativ." Bis sich das nivelliert habe, könne es noch etwas dauern. "Vielleicht bis Ende des Jahres, wenn nicht gar bis ins nächste Jahr hinein."

Bei Anlegern ist nach Fischers Einschätzung zunächst Geduld gefragt. "Uns fehlt noch der finale Sell-off, die Kapitulation der meisten Investoren", erklärt der Fondsmanager. "Wenn diese sagen: 'Oh Gott, die Welt geht unter!', dann stehen wir bereit, um antizyklisch zu investieren. Liquidität ist vorhanden." (ohm)