Vorsicht ist besser als Nachsicht. So lässt sich die aktuelle Haltung von Frank Fischer beschreiben. Der Vorstands- und Anlageschef der Frankfurter Boutique Shareholder Value hat wegen der unsicheren Stimmung an den Märkten die Aktienquote des bekannten Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen leicht gesenkt. Zugleich weist Fischer in einem Marktkommentar daraufhin, dass die Stimmung gerade in China sehr gut sei. Auch für deutsche Aktien ist er optimistisch.

Fischer zufolge legten die Indizes in Hongkong innerhalb von nur zwei Wochen rund ein Drittel zu und schossen auf ein 20-Monats-Hoch. Noch im September hatten einige chinesische Indizes ein Fünfjahrestief markiert. Die Börsen reagierten damit auf eine Anzahl wirtschaftspolitischer Ankündigungen aus Peking. Dazu zählten Leitzinssenkungen, weitere geldpolitische Lockerungen, Überweisungen an ärmere Chinesen, eine Liberalisierung des Häusermarkts und die Forderung an die Parteikader, sich wieder stärker um die Wirtschaft zu kümmern. Das alles habe die Aktienmärkte elektrisiert. "Neue Hoffnung war geboren. Das hat auch den Dax zu einem neuen Rekordhoch getrieben. Denn vor allem die exportorientierten Unternehmen fassen neuen Mut", schreibt Fischer.

Nahost-Konflikt treibt den Ölpreis nach oben
Allerdings habe sich die gute Laune wieder etwas eingetrübt. Die alten Ängste und Sorgen haben dem Starmanager zufolge wieder Überhand gewonnen. Der Nahost-Konflikt habe nach dem Eintritt des Iran den Ölpreis in die Höhe getrieben, was neue Konjunktursorgen schüre. "Dazu kommen die US-Wahlen, deren Ausgang so offen wie schon seit vielen Jahren nicht mehr ist und weitreichende Konsequenzen für die Börsen hat. Denn Trump oder Harris – die Richtung wird dann neu ausgelotet", so Fischer.

Auch wenn er vorsichtiger unterwegs ist, vor allem für europäische Aktien ist Fischer optimistisch. "Zum einen sind europäische Titel günstiger bewertet als US-Aktien. Des Weiteren haben die jüngsten Inflationsdaten gezeigt, dass die Teuerungsrate im Euroraum und vor allem in Deutschland deutlich nachgegeben hat. Das eröffnet der EZB wiederum den notwendigen Spielraum die Zinsen weiter zu senken, was den Märkten neuen Schub geben dürfte", begründet er seine Meinung.

Billige deutsche Aktien
Hinzu komme, dass deutsche Aktien derzeit mit einem historisch hohen Abschlag von über 40 Prozent gegenüber ihren US-Pendants handeln. Ein Grund: der seit über zwei Jahren anhaltende Nettoabfluss von Investorengeldern aus deutschen Aktien. Das dürfte auch an der geringeren Profitabilität deutscher Firmen liegen. Knapp die Hälfte der im MDax gelisteten Unternehmen hat eine Gewinnmarge von unter fünf Prozent, beim Dax sind es fast 30 Prozent – beim S&P 500 hingegen nur etwa zehn Prozent. 

"Aber: Vorsicht scheint das Gebot der Stunde zu sein. Zu viele Unsicherheiten und Sorgen liegen auf den Märkten", so Fischers Fazit. "Doch wir werden den Kopf nicht in den Sand stecken. Schließlich ist das laufende vierte Quartal das traditionell beste des Jahres für die Börsen. Und wenn sie denn losgeht, möchten wir selbstverständlich bei der Jahresendrally mit dabei sein", so der Starmanager. (fp)