Der weltweite Siegeszug börsengehandelter Indexfonds scheint nicht mehr zu bremsen. Doch mit dem Erfolg wächst auch die Kritik: ETFs können Abwärtsbewegungen verstärken, weil sie passiv einen Index und damit das Herdenverhalten abbilden, heißt es dann. Und: Sollten viele Anleger gleichzeitig ihr Kapital abziehen, geraten ETFs in Liquiditätsprobleme – können Investoren also nicht rechtzeitig auszahlen. Sollte man jetzt noch auf passive Indexfonds setzen, wo die Fahrwasser an den Märkten rauer werden? Jason Xavier, Leiter der ETF-Sparte bei Franklin Templeton, gibt Entwarnung.

"Natürlich sind ETFs in Phasen erhöhter Belastungen ähnlichen Marktrisiken ausgesetzt wie andere Vermögenswerte", sagt der Anlageprofi. Doch die Struktur passiver Indexfonds sorge im Vergleich zu klassichen Fonds sogar für zusätzliche Liquiditätsebenen. "Eine der zentralen Eigenschaften eines ETFs ist die Tatsache, dass das Angebot an Anteilen flexibel ist", erklärt Xavier. Bei einem herkömmlichen Investmentfonds stamme die Liquidität indes ausschließlich vom Fonds selbst.

Sollten sich keine Käufer am Markt finden, hat der ETF-Anleger immer noch die Möglichkeit, seine Anteile an einen "befugten Teilnehmer" zu verkaufen, der Primärmarktliquidität bietet. Dadurch sinke die Wahrscheinlichkeit, dass Anleger auf ihren Vermögenswerten sitzen bleiben.

ETFs schwanken weniger als aktive Fonds
Auch das Argument, dass ETFs in der Krise als Brandbeschleuniger wirken, hält Xavier für nicht haltbar. "Märkte sind irrational und schon immer gestiegen und gefallen", sagt er – auch lange, bevor passive Papiere angeboten wurden. Dieses Phänomen sei also nicht erst durch den Siegeszug der ETFs verursacht worden.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Auswertung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Dabei hat sich die BIZ das sogenannte Taper Tantrum im Jahr 2013 sowie die Turbulenzen am Aktienmarkt in den Jahren 2015 und 2016 angeschaut. Ergebnis: Passive Fonds zeigten in diesen Perioden deutlich geringere Schwankungen als aktiv gemanagte Fonds. (fp)