Die Zentralbanken weltweit haben ein "Goldlöckchen"-Szenario für Aktien geschaffen, stellt John Remmert fest, Portfoliomanager beim Fondsanbieter Franklin Templeton. "Die Inflation ist gering, und die Weltwirtschaft steht zwar auf schwachen Füßen, erholt sich jedoch. Die Anleger sind dahingehend beruhigt, dass die lockere Geldpolitik riskanten Anlagen wie Aktien weiter Auftrieb gibt." Das könnte sich allerdings ändern: In Großbritannien und den USA könnte es schon im kommenden Jahr zum geldpolitischen Kurswechsel kommen. Die britische Konjunktur gewinnt an Fahrt, die Bank of England hat angedeutet, dass sie 2015 als erste große Zentralbank die Zinsen erhöhen könnte.

Die globalen Aktienmärkte funktionierten offenbar in dem Glauben, dass die globalen Zentralbanken ein günstiges Umfeld für Aktien geschaffen haben, so der Portfoliomanager. Am Ende des zweiten Quartals wiesen die Markterträge darauf hin, dass viele das aktuelle Umfeld genau richtig finden – bei gedämpfter Inflation, einer vernünftig getakteten Normalisierung des BIP-Wachstums und freundlicheren Bedingungen, die sich durch höhere Unternehmenserträge und geringere systematische Risiken für das Finanzsystem auszeichnen, weil sich die Banken offenbar seriöser verhalten als vor der Finanzkrise. "Ferner stellen wir erneut fest, dass die globalen Aktienmärkte in den vergangenen drei Jahren keine größere Korrektur erlebt haben", so Remmert.

Rotation macht Rücksetzer unwahrscheinlich
Obwohl der Franklin-Experte die Märkte am Ende des zweiten Quartals für einigermaßen voll bewertet sieht, hält er einen umfassenden Rücksetzer auf kurze Sicht für nicht so dringend angezeigt. Seine Begründung: Es habe eine fortgesetzte interne Rotation stattgefunden – aus Sektoren und Industrien, die in den vergangenen Monaten zugelegt haben, in solche, die nicht mithalten konnten. "In 2013 noch unpopulären Marktsegmenten wie Energie haben wir sogar eine Erholung verschiedener Aktien beobachten können, während die ertragsstärksten Branchen des letzten Jahres, darunter Online-Einzelhandel, Medien und Biotechnologie, dahindümpelten oder auch nachgaben", sagt er.

Remmerts Ansicht nach legten viele dieser Aktien auf kurzfristige Meldungen hin kräftig zu. "Dem lagen jedoch nicht unbedingt veränderte langfristige fundamentale Voraussetzungen für die Unternehmen zugrunde." In Verbindung mit der lockeren Geldpolitik der Zentralbanken spreche diese laufende Rotation dafür, dass die Investoren das Klima weiterhin weder zu heiß noch zu kalt finden. "Wir rechnen daher für das zweite Halbjahr mit einer Aufwärtstendenz der globalen Aktienmärkte." (dw)