Die Krisen in aller Welt zeigen bislang erstaunlich geringe Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte, stellen die Analysten von Franklin Templeton fest. Der Goldpreis zieht nicht an, und die Ölpreise fielen Ende Juli auf Achtjahrestiefs. Dank der gelassenen Reaktion der Anleger konnten die Schwellenmärkte im Juli die in den Vormonaten dieses Jahres verzeichnete Schwäche zum Teil weiter ausgleichen, so der Fondsanbieter. Die Risikoprämien sanken erneut. Während der US-Dollar im Juli auf breiter Front anzog, gewannen auch bestimmte Währungen wie der malaysische Ringgit und die indonesische Rupiah an Boden. Selbst der Ausfall argentinischer Staatsanleihen Ende Juli konnte nicht verhindern, dass Schwellenländeranleihen zuletzt besser abschnitten als andere festverzinsliche Vermögensklassen.

Dass die argentinische Misere keine Ansteckungseffekte zeigte, erkläre sich zum Teil dadurch, dass die Ursachen für den Ausfall spezifisch argentinisch und allgemein bekannt waren, heißt es von Franklin Templeton. Daher werde offenbar nicht mit einer größeren Eintrübung der Aussichten für die Weltwirtschaft gerechnet, die stattdessen weiter vom anziehenden Wachstum in den USA und von der Stabilisierung in China bestimmt werde. Auch die anhaltende globale Liquiditätsschwemme spiele eine Rolle: Weil die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Japan ihre lockere Geldpolitik fortsetzen, blieben die von Schwellenländeranleihen gebotenen Renditen für viele Anleger im Vergleich attraktiv.

US-Geldpolitik kann Probleme verursachen
Vermehrte Spekulationen um den geldpolitischen Kurs der US-Notenbank Fed bei fortgesetztem Erstarken des US-Dollars könnten manche Schwellenländer allerdings vor Probleme stellen, so die Analysten. Viele Beobachter erinnerten sich noch an den Schock Ende 2013, als Äußerungen über eine geplante Rückführung der monatlichen Anleihekäufe durch die Fed in Ländern Turbulenzen auslösten, deren Fremdfinanzierungskapazität durch das plötzliche Versiegen kurzfristiger Investmentströme beeinträchtigt wurde. Dabei sei ganz klar zwischen einzelnen Schwellenmärkten zu differenzieren. Das Schuldenprofil der Schwellenmärkte ist individuell sehr unterschiedlich. "Manche Länder wirken auf uns besser gerüstet für einen potenziellen Volatilitätsanstieg als andere", so die Experten des Fondsanbieters.

In mehreren Ländern wiesen jüngste Inflationsrückgänge auf höhere Realzinsen hin, die Leistungsbilanzen seien solider und die Zentralbanken nutzten anziehende Wechselkurse, um wieder Devisenreserven als Sicherheitspolster aufzubauen. Aus eher fundamentaler Sicht setzten sich Anpassungen der Wirtschaft in vielen Ländern zügig fort: In Mexiko seien in den vergangenen Wochen Gesetze zur Öffnung des Energiesektors vorangetrieben worden, Indonesien setze unter seinem neu gewählten Präsidenten auf die Reduzierung kostspieliger Brennstoffsubventionen, und in Indien wolle eine neue Regierung Bürokratie abbauen. In China sollte das Finanzsystem mit der Zeit robuster werden durch maßgebliche Finanzreformen, die von einer Deregulierung der Zinsen bis zu weniger Banken- und mehr Kapitalmarktlastigkeit reichen. (mb)