Am wichtigsten Finanzmarktplatz der Welt, den USA, steht eine einschneidende Änderung an. Ab dem 28. Mai verkürzt sich die Frist für die Abwicklung eines Wertpapierhandelsgeschäfts von zwei auf einen Tag. Die Fristen werden im Fachjargon als "T+1" für einen, und "T+2" für zwei Abwicklungstage bezeichnet. Doch der Termin für die Umstellung, den die US-Börsenaufsicht SEC im Februar angekündigt hatte, fällt Branchenkennern zufolge auf einen denkbar ungünstigen Termin. Manche Stimmen fürchten Verwerfungen, berichtet die Wirtschaftszeitung "Financial Times".

Denn zum einen ist der Dienstag, 28. Mai, der erste Handelstag nach einem langen Wochenende in den USA und auch in Großbritannien. Obendrein steht am letzten Handelstag vor dem langen Wochenende, Freitag, der 24. Mai, nach Handelsschluss die Ankündigung der jährlichen Indexumstellung des Barometer-Anbieters Russell sowie die halbjährliche Rebalancierung des FTSE All World an, wie die "FT" berichtet. Wenige Tage später folgen die Ankündigungen zu den Indexumstellungen des Anbieters MSCI.

Abrechnungsfehler befürchtet
Gewöhnlich gehen diese Umbauten mit einem hohen Handel an den Börsen einher. "Das wird kein Selbstläufer", sagte Gerard Walsh, Leiter Banking des US-Instituts Northern Trust, der "FT". "Dies wird nicht etwas sein, das nur begrenzte oder gar keine Auswirkungen auf die Portfoliomanager im Front Office hat." Auch Sarah Simmonds, Partnerin bei der auf Finanzdienstleister spezialisierten Beratungsgesellschaft Alpha FMC, hegt Bedenken: "Wir erwarten eine höhere Zahl an Abrechnungsfehlern", so Simmonds zur "FT".

Die Feiertage in den USA und Großbritannien führten dazu, dass viele Mitarbeiter sich frei genommen hätten. Doch manche Häuser hätten bereits reagiert, den Urlaub gestrichen und möglichst viele Mitarbeiter über das lange Wochenende und die darauf folgenden Tage einbestellt. Auch der europäische Fondsbranchenverband EFAMA hatte jüngst vor Turbulenzen durch die Umstellung auf "T+1" gewarnt. Europäischen Asset Managern bleibe mitunter nicht genug Zeit, um ihre US-Dollar-Transaktionen abzuwickeln. Die Branchenlobby fürchtete gar einen "Herstatt-Pleite"-Moment. (ert)